DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Institute: Erholung der deutschen Wirtschaft verliert an Fahrt
Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaftsentwicklung im Vergleich zum Frühjahr zurückgenommen. "Die Corona-Krise hinterlässt deutliche Spuren in der deutschen Wirtschaft und trifft diese härter als noch im Frühjahr angenommen", erklärten sie. In ihrem Herbstgutachten erwarten die Ökonomen nun für 2020 eine Schrumpfung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 5,4 Prozent, nachdem sie Anfang April einen Rückgang um 4,2 Prozent vorausgesagt hatten. Für 2021 senkten die Institute ihre Wachstumsprognose. Sie gehen nun von 4,7 Prozent Wachstum aus. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die Ökonomen noch 5,8 Prozent prognostiziert.
Scholz: Institutsprognose beweist Wirkung politischer Maßnahmen
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat die Aussagen des jüngsten Herbstgutachtens der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute als Bestätigung für den Kurs der Bundesregierung gewertet. "Die Prognose der Institute zeigt gute Aussichten. Das beweist einmal mehr, unsere Politik wirkt", erklärte er. Der Aufschwung komme, weil die Regierung "schnell und mit Wumms" auf den drastischen Wirtschaftseinbruch reagiert habe.
Bundesregierung: Erholungsprozess gestaltet sich verhaltener
Die Bundesregierung hat betont, dass der Erholungsprozess der deutschen Wirtschaft inzwischen weniger dynamisch verläuft als noch Ende des zweiten Quartals. "Die deutsche Wirtschaft erholt sich weiter", so das Wirtschaftsministerium in seinem jüngsten Monatsbericht. Das nationale und internationale Infektionsgeschehen belaste die wirtschaftliche Erholung aber nach wie vor. "Nach der ersten starken Erholung im Mai und Juni gestaltet sich der weitere Erholungsprozess verhaltener."
Eurozone-Industrie setzt Erholung im August fort
Die Industrie im Euroraum hat im August ihre Erholung von dem Einbruch im Zuge der Corona-Krise fortgesetzt, allerdings mit einer verminderten Dynamik. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, stieg die Produktion (ohne Bauwirtschaft) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,7 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg in diesem Ausmaß erwartet.
Daly: Neuer Rahmen der Fed kann Ungleichheit verringern
Der neue geldpolitische Rahmen der US-Notenbank kann nach Ansicht der Präsidentin der Federal Reserve Bank of San Francisco, Mary Daly, ein wichtiges Instrument zur Verringerung der wirtschaftlichen Ungleichheit in den USA sein. "Systemische Vorurteile in Bezug auf Rasse, Ethnizität, Geschlecht und Klasse haben zu ungleichem Zugang zu Bildung, Arbeit, Einkommen und Wohlstand geführt", sagte Daly im Text einer Rede. "Diese Ungleichheiten haben sich über Generationen hinweg verstärkt, da Kinder, die in armen oder einkommensschwachen Haushalten geboren werden, diese Benachteiligung bis ins Erwachsenenalter tragen und an ihre Kinder weitergeben."
Vor Treffen mit Merkel wird Kritik am Beherbergungsverbot lauter
Vor dem Bund-Länder-Gipfel im Bundeskanzleramt wird die Kritik am umstrittenen Beherbergungsverbot lauter. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) monierte im ARD-Morgenmagazin, "dass viele Bürger die Regeln nicht verstehen und sie die Akzeptanz eher schwächen". Da herrsche Unklarheit.
Bund und Länder planen schärfere Corona-Maßnahmen
Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen fassen Bund und Länder schärfere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie ins Auge. Die Beschlussvorlage des Kanzleramts für die Spitzenberatungen sieht für Corona-Hotspots eine erweiterte Maskenpflicht, Teilnehmerbegrenzungen für Veranstaltungen, Sperrstunden in der Gastronomie und eine Schließung von Bars vor. Diese Beschränkungen sollen dort greifen, wo die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen die Schwelle von 35 pro 100.000 Einwohner überschreitet, wie aus dem Papier hervorgeht, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt.
Altmaier erwägt weitere Corona-Hilfen für Unternehmen
Angesichts der sich verschärfenden Corona-Krise bereitet Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) weitere Hilfen für besonders hart von den Einschränkungen betroffenen Unternehmen vor. Berücksichtigt werden sollen insbesondere das Hotel- und Gaststättengewerbe, wie Dow Jones Newswires aus dem Ministerium erfuhr. Aber auch die Veranstaltungsbranche sowie Messe- und Ausstellungsbetriebe sollen weitere Unterstützung bekommen. Zuerst hatten die Funke-Zeitungen über die Pläne berichtet.
Bund warnt Luftfahrtbranche vor Streichen der Forschungsetats
Vor dem heutigen Runden Tisch zur Luftfahrtindustrie hat die Bundesregierung an die Luftfahrtbranche appelliert, in der Corona-Krise nicht auf weitere Forschungsprojekte zu verzichten. "Wir sehen, dass die Unternehmen gerade auch jetzt, um Liquidität zu retten, im Bereich Forschung und Entwicklung sparen", sagte der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU), vor Journalisten. Dies sei "eine gefährliche Entwicklung".
Beispielloser globaler CO2-Emissionsrückgang wegen Corona-Pandemie
Klimaforscher haben für das erste Halbjahr 2020 weltweit einen "beispiellosen Rückgang der CO2-Emissionen" festgestellt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden 1.551 Millionen Tonnen weniger Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, wie aus einer im Magazin Nature Communications veröffentlichen Studie eines internationalen Forschungsteams hervorgeht. Demnach bewirkte die Corona-Pandemie einen stärkeren Rückgang als die Finanzkrise oder der Zweite Weltkrieg.
IEA warnt vor stockender Erholung des Ölmarkts
Der Ölmarkt überwindet aus Sicht der Internationalen Energie-Agentur (IEA) die Angebotsschwemme, die vor einigen Monaten die gesamte Industrie zu lähmen drohte, aber die sprunghaft steigenden Infektionszahlen gefährden diese Erholung. In ihrem monatlichen Ölmarktbericht berichtete die IEA, dass die weltweite Ölversorgung im September auf ein Niveau fiel, das 9 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie lag.
+++ Konjunkturdaten +++
US/MBA Market Index Woche per 9. Okt -0,7% auf 798,9 (Vorwoche: 804,7)
US/MBA Purchase Index Woche per 9. Okt -1,6% auf 311,1 (Vorwoche: 316,0)
US/MBA Refinance Index Woche per 9. Okt -0,3% auf 3.612,3 (Vorwoche: 3.622,3)
DJG/DJN/AFP/apo
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October 14, 2020 07:30 ET (11:30 GMT)
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