
DJ ÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
IWF: Verschuldung derzeit nicht das wichtigste Problem
Die weltweite öffentliche Verschuldung wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) 2020 auf 98,7 (2019: 83,0) Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung steigen, was sowohl an coronabedingt steigenden Defiziten als auch an dem um 4,7 Prozent sinkenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt. Gleichwohl hält der IWF diesen Anstieg nicht für das aktuell drängendste Problem. Der Grund: Niedrige Zinsen und eine für die Folgejahre erwartete Erholung dürften die Schuldenlast bis 2025 nicht weiter als bis 100,1 Prozent steigen lassen.
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) wollen bei ihrem Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel nach der Erwartung in deutschen Regierungskreisen mögliche rote Linien für ein Abkommen über die künftigen Beziehungen zu Großbritannien ziehen. Besprochen werden solle, "was die verschiedenen Alternativen für Europa und die Mitgliedsstaaten bedeuten", sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Berlin. "Einige Mitgliedsstaaten haben deutlich gemacht, dass es nicht um einen Deal um jeden Preis geht."
EZB-Chefvolkswirt: Leistungsbilanzüberschuss und Inflation hängen zusammen
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, hat auf den Zusammenhang zwischen dem Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums und der niedrigen Inflation hingewiesen. "Wenn wir exportieren, kann das sehr gut dafür sein, Maximalbeschäftigung zu erreichen, aber es führt nicht unbedingt zu der Binnennachfrage, die man braucht, um Inflationsdruck zu erzeugen", sagte Lane bei der Jahrestagung des internationalen Bankenverbands IIF.
Fed-Vize Richard Clarida hat für weitere Hilfen für die US-Wirtschaft plädiert. Zwar sei die Erholung nach einem schweren Schlag zu Beginn des Jahres überraschend stark gewesen, aber weitere Unterstützung sei notwendig, um das wiederzuerlangen, was bisher während der Coronavirus-Pandemie verloren gegangen sei, sagte Clarida im Text einer Rede, die auf einer virtuellen Veranstaltung gehalten werden soll.
US-Erzeugerpreise steigen im September stärker als erwartet
In den USA hat im September der Preisdruck auf vorgelagerter Ebene leicht zugenommen. Die Erzeugerpreise stiegen um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet.
Seibert: Corona-Kontaktverfolgung stellenweise nicht mehr möglich
Regierungssprecher Steffen Seibert hat vor den am Nachmittag stattfindenden Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ländern über die Corona-Krise den Ernst der Situation unterstrichen und ein konsequentes Handeln angemahnt. "Wir sind in einer ernsten Lage", sagte Seibert bei einer Pressekonferenz in Berlin. Stellenweise sei die Entwicklung der Infektionszahlen "schon über den Punkt hinausgegangen, an dem die Gesundheitsämter die zentrale Aufgabe der Konktaktnachverfolgung noch erfüllen können".
Angesichts der sich verschärfenden Corona-Krise will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die Überbrückungshilfen für besonders krisengeschüttelte Unternehmen verlängern und ausweiten. "Wir werden heute mit den Ministerpräsidenten darüber reden, welche Maßnahmen in den nächsten Wochen und Monaten notwendig werden", sagte er vor Beginn des Bund-Länder-Gipfels zur Corona-Krise im Bundeskanzleramt. Altmaier sieht vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe betroffen. Aber auch die Veranstaltungsbranche sowie Messe- und Ausstellungsbetriebe sollen berücksichtigt werden.
Das Bundeskabinett hat einer Änderung der maßgeblichen Rechengrößen der Sozialversicherung im kommenden Jahr zugestimmt. Mit der Verordnung werden sie gemäß der Einkommensentwicklung im vergangenen Jahr angepasst, erklärte das Arbeitsministerium von Hubertus Heil (SPD). Die Lohnentwicklung betrug 2019 im Bundesgebiet 2,94 Prozent und in den alten Bundesländern 2,85 Prozent. Die Bezugsgröße für viele Werte in der Sozialversicherung erhöht sich demnach von 3.185 Euro auf 3.290 Euro pro Monat. In Ostdeutschland steigt sie von 3.010 auf 3.115 Euro.
Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet bei den Netzentgelten auf der Stromrechnug im kommenden Jahr keine immense Preissteigerung. "Es zeichnet sich vorwiegend ein Absinken beziehungsweise ein nur moderater Anstieg ab", erklärte eine Sprecherin gegenüber Dow Jones Newswires. Basis für die Prognose seien bereits veröffentlichte vorläufige Berichte großer Verteilnetzbetreiber. Insgesamt sei die Entwicklung für 2021 "heterogen".
EU-Kommission will bis 2030 Zahl der jährlichen Gebäudesanierungen verdoppeln
Die EU-Kommission will die Sanierung von Gebäuden in Europa deutlich beschleunigen. Um die Energieeffizienz zu steigern, soll sich die jährliche Renovierungsrate in den kommenden Jahren verdoppeln, kündigte die Brüsseler Behörde an. Dafür sollen demnach "verbindliche Mindestnormen für die Energieeffizienz bestehender Gebäude" festgelegt werden. Für die Finanzierung hat die Kommission unter anderem den Corona-Hilfsfonds im Blick.
US-Präsident Donald Trump und sein Wahl-Herausforderer Joe Biden werden am Donnerstagabend anstelle des ursprünglich geplanten Fernsehduells zeitgleich konkurrierende TV-Interviews geben. Trump wird nach Angaben des Senders NBC in Miami an einer sogenannten Town-Hall-Veranstaltung teilnehmen, bei der Bürger Fragen stellen können. Das Interview wird wegen der Corona-Pandemie im Freien abgehalten, es gelten strikte Abstandsregeln und die Zuschauer müssen Masken tragen. Trumps Herausforderer Biden wird sich im Sender ABC den Fragen der Zuschauer stellen.
DJG/DJN/AFP/apo/err
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October 14, 2020 13:00 ET (17:00 GMT)
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