
DJ Lagarde: Klimawandel wird Geldpolitik beeinflussen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Klimawandel wird nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflussen. Lagarde sagte zur Eröffnung einer geldpolitischen Konferenz in Frankfurt, mit dem Klimawandel zusammenhängende Schocks könnten sowohl das Preisstabilitätsziel der EZB beeinflussen als auch ihr geldpolitisches Arsenal. "Die insgesamt höhere Unsicherheit, die von größerer kurzfristiger Volatilität und strukturellen Änderungen herrührt, dürfte unsere geldpolitische Beurteilung erschweren", sagte sie.
So könnten Ereignisse wie Dürren, Fluten, Stürme und Hitzewellen zu kurzfristigen Schwankungen der Wirtschaftsaktivität führen. Zugleich sei es denkbar, dass die beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft entstehenden höheren Co2-Preise die Inflation deutlich beeinflussten.
Lagarde wies ferner auf die Möglichkeit hin, dass der Klimawandel die Fähigkeit der EZB beeinflussen könnte, ihre Werkzeuge einzusetzen, indem er über Schäden am Kapitalstock, eine geringere Wissensproduktion und höhere Risikoaversion den realen Gleichgewichtszins reduziere. "Das würde den Spielraum konventioneller Geldpolitik begrenzen", sagte die EZB-Präsidentin.
Betroffen wäre Lagarde zufolge möglicherweise auch die Finanzstabilität und damit die Fähigkeit des Finanzsystems zur Übertragung geldpolitischer Signale. So könne der Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Welt Assets wertlos machen, den Wert von Sicherheiten beeinträchtigen und zu Verlusten bei Finanzinstituten führen. Hiervon könnte auch das Eurosystem der Zentralbanken betroffen sein.
Die EZB unterzieht ihre geldpolitische Strategie gerade einer längeren Prüfung, die 2021 abgeschlossen werden soll. Die Berücksichtigung von Klima-Aspekten etwa bei Anleihekäufen ist Teil der Prüfung.
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October 19, 2020 09:47 ET (13:47 GMT)
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