DJ Allianz: Harter Brexit kostet Euroraum 33 Mrd Euro an Exporten
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Ein EU-Austritt Großbritanniens ohne Anschlussvertrag würde den Euroraum nach Berechnungen der Allianz Exporte in Höhe von 33 Milliarden Euro jährlich kosten. "Am schwersten wären Deutschland (8,2 Milliarden Euro), die Niederlande (4,8 Milliarden Euro) und Frankreich (3,6 Milliarden Euro) betroffen", schreibt Analystin Ana Boata in einem Kommentar. Die Allianz schreibt einem harten Brexit allerdings immer noch nur eine Wahrscheinlichkeit von 45 Prozent zu.
"Wir erwarten ein Freihandelsabkommen des Typs CETA++, über das bis Mitte November eine Einigung erzielt wird", so Boata. Sie würde auch eine Verlängerung der Übergangsfrist nicht ausschließen, was die Ratifizierung eines solchen Abkommens erleichtern würde und rechnet mit einer Implementierung gegen Mitte des kommenden Jahres.
Im Falle eines Freihandelsabkommens werden die britischen Importpreise nach Einschätzung der Allianz wegen der zu erwartenden dreiprozentigen Abwertung des Pfund und nicht-tarifärer Handelsbarrieren um 6 Prozent steigen. Das würde die Inflation im zweiten Halbjahr auf über 2 Prozent zulegen lassen und die Unternehmensgewinne mindern.
Die Allianz geht davon aus, dass Großbritannien weiterhin mit der Corona-Krise zu kämpfen haben wird und erwartet einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3 Prozent im vierten Quartal (Gesamtjahr: minus 11,8 Prozent), gefolgt von einer mühsamen Erholung bis 2022.
Für den Fall eines ungeregelten Brexit sieht das Szenario der Allianz für Großbritannien allerdings noch ungünstiger aus: BIP-Rückgang um 5 Prozent, Exportrückgang um 15 Prozent, Anstieg der Importpreise um 15 Prozent, für mindestens sechs Monate Inflationsraten von über 5 Prozent. Für diesen Fall erwartet die Allianz, dass die Bank of England den Leitzins in negatives Territorium senken und das QE-Programm um 250 bis 300 Milliarden Pfund aufstocken würde.
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October 20, 2020 05:17 ET (09:17 GMT)
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