DJ EZB/Auch Lane stellt Marktneutralität bei Ankeihekäufen in Frage
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, hat seine Bereitschaft angedeutet, bei den EZB-Anleihekäufen das Prinzip der Marktneutralität zugunsten des Klimaschutzes zu opfern. "Als das Prinzip der Marktneutralität festgeschrieben wurde, war die Bedeutung dieser Externalität (des Klimawandels) nicht so präsent", sagte Lane in der ersten Zuhörveranstaltung der EZB ("The ECB Listens"). Er habe schon als Gouverneur der Bank of Ireland über die lange Agenda geschrieben, die sich aus dem Klimawandel für das Finanzsystem und für Zentralbanken ergebe.
Das Prinzip der Marktneutralität besagt, dass die EZB mit ihren Käufen zwar die Preise bewegen will, nicht aber die relativen Preise innerhalb des Universums ankaufbarer Papiere. Das würde gegen einen verstärkten Ankauf "grüner" Anleihen sprechen, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde ihn offenbar favorisiert. Die EZB diskutiert derzeit ihre geldpolitische Strategie und will erste Ergebnisse 2021 präsentieren.
Vor Lane hatte bereits EZB-Präsidentin Christine Lagarde das Prinzip der Marktneutralität in Frage gestellt.
Philip Lane geht offenbar davon aus, dass die EZB weniger mit dem Klimawandel selbst zu tun bekommen wird, sondern mehr mit den Bemühungen, ihn zu bremsen. "Wahrscheinlich - hoffentlich - wird die größere Herausforderung in Sachen Klimawandel für uns der Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft ("carbon transition") sein." Jedes Jahr machten Regierungen Schritte nach vorn in Sachen CO2-Bepreisung, Emissionsstandards, öffentliche Investitionen. "Alles das hat starke strukturelle Auswirkungen für die Wirtschaft und für Preise", sagte Lane.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/brb
(END) Dow Jones Newswires
October 21, 2020 06:30 ET (10:30 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.