DJ MÄRKTE EUROPA/Corona, SAP und Ifo-Index drücken
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bleiben am Montagmittag stark unter Druck. Der Ausbruch der zweiten Coronawelle und die sich ausweitenden Lockdowns drücken auf die Stimmung. Die Sorge vor den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgewirkungen haben sich nun auch erstmals im Ifo-Index bemerkbar gemacht. Der DAX leidet zusätzlich unter enttäuschenden Geschäftszahlen bei SAP und verliert um 2,6 Prozent auf 12.321 Zähler. Der Euro-Stoxx-50 hält sich dagegen mit Abschlägen von 1,9 Prozent auf 3.139 Punkte besser.
Der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, ist enttäuscht vom Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindexes im Oktober auf 92,7 von 93,2. "Ich hatte schon auf ein kleines Plus gehofft, aber die Geschäftserwartungen haben frühzeitig etwas stärker reagiert", sagte Krüger. Es sei wegen der zunehmenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens nun zu befürchten, dass der Erholung früher als erwartet die Luft ausgehe. Die Frage sei dann, ob im vierten Quartal bei der BIP-Quartalsrate noch eine Eins vor dem Komma stehe, oder nur eine Null.
Berichtssaison könnte zur Makulatur werden
Sorgen macht Händlern auch, dass damit die gesamte Berichtssaison wieder Makulatur sein könnte, bevor sie richtig begonnen hat: "Wenn jetzt ein neuer Lockdown auch nur droht, ist jede Hochrechnung der Erholung im dritten Quartal irrelevant geworden", kommentiert ein Händler. Damit kämen Unsicherheit, Kaufzurückhaltung und Volatilität zurück an die Märkte.
Stratege Stefan Bielmeier von der DZ Bank befürchtet nun eine deutliche gedämpfte Dynamik der Wirtschaftserholung: "Wir haben unsere Prognosen für das Wirtschaftswachstum im Schlussquartal 2020 in den vergangenen Tagen für viele Länder merklich nach unten angepasst". Profiteure dieser Entwicklung sind die Rentenmärkte. Insbesondere italienische Anleihen sind gefragt, nachdem Standard & Poor's (S&P) am Freitag den Bonitätsausblick für das Land überraschend auf "Stabil" von "Negativ" erhöht hat. Die Mailänder Börse hält sich mit einem Minus von 0,6 Prozent besser.
Einen Kurseinbruch von 19,2 Prozent erleiden SAP. Damit reißen sie auch den Technologiesektor nach unten, der mit 5,8 Prozent Minus die schwächste Branche in Europa stellt. Das Streichen der mittelfristigen Gewinnprognose sorgt für Entsetzen: "Gerade wegen Corona hatten Anleger massiv in Technologie-Aktien investiert", so ein Händler. Der Umsatz wird bis 2023 verhaltener wachsen und das Betriebsergebnis stagnieren oder sogar leicht fallen, wie SAP mitteilte. Die angepeilte Marge von 34 Prozent könnte um bis zu 500 Basispunkte verfehlt werden.
Die Analysten von Jefferies weisen darauf hin, dass die Strategie in Richtung einer Beschleunigung des Übergangs zur Cloud verschoben werde. Aufgrund der Corona-Pandemie habe SAP die bislang für 2023 ausgegebenen Ziele um ein bis zwei Jahre verlagert. Corona belaste die Nachfrage auf Kundenseite und gleichzeitig seien mehr Investitionen in Cloud-Produkte erforderlich.
Astrazeneca nimmt Impfstoffentwicklung wieder auf
Gegen den Markt um 1,3 Prozent steigen Astrazeneca. Der Konzern nimmt gemeinsam mit der Universität Oxford seine Impfstoffentwicklung wieder auf. "Trotz der Unterbrechung liegt Astrazeneca relativ weit im Rennen", so ein Marktteilnehmer. Laut Astrazeneca hat der Impfstoff bei älteren Probanden eine "robuste Antwort des Immun-Systems" ausgelöst. Als Notfallimpfstoff könnte er bereits im Januar eingesetzt werden.
Auch Bayer liegen mit plus 1,1 Prozent gut im Markt. Der Konzern will für 4 Milliarden Dollar Asklepios BioPharmaceutical dazukaufen. Asklepios ist ein Entwickler von Gen-Therapien. Monsanto bleibt für Bayer aber das entscheidende Thema. "Zunächst müssen die Monsanto-Klagen vom Tisch", sagt ein Händler. Erst dann sei der Weg für eine Neubewertung frei. Mit Aufschlägen von 0,2 Prozent stellt der Pharmasektor eine der wenigen Branchen mit positiven Vorzeichen am Montag.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.138,65 -1,88 -60,21 -16,19 Stoxx-50 2.835,63 -1,11 -31,76 -16,67 DAX 12.321,16 -2,57 -324,59 -7,00 MDAX 27.060,76 -0,80 -218,83 -4,42 TecDAX 2.940,98 -2,90 -87,91 -2,45 SDAX 12.239,73 -1,07 -132,91 -2,18 FTSE 5.845,12 -0,26 -15,16 -22,30 CAC 4.867,75 -0,85 -41,89 -18,57 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,57 0,01 -0,81 US-Zehnjahresrendite 0,81 -0,03 -1,87 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 08:33 Uhr Fr, 17:32 Uhr % YTD EUR/USD 1,1820 -0,20% 1,1836 1,1841 +5,4% EUR/JPY 124,02 +0,01% 124,11 124,06 +1,7% EUR/CHF 1,0720 +0,03% 1,0712 1,0726 -1,3% EUR/GBP 0,9058 -0,24% 0,9105 0,9077 +7,0% USD/JPY 104,92 +0,20% 104,88 104,78 -3,6% GBP/USD 1,3049 +0,04% 1,3000 1,3043 -1,5% USD/CNH (Offshore) 6,6984 +0,50% 6,6825 6,6682 -3,9% Bitcoin BTC/USD 13.129,00 +0,83% 13.055,75 12.948,25 +82,1% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 38,94 39,85 -2,3% -0,91 -31,0% Brent/ICE 40,88 41,77 -2,1% -0,89 -33,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.903,91 1.893,36 +0,6% +10,56 +25,5% Silber (Spot) 24,32 24,25 +0,3% +0,07 +36,2% Platin (Spot) 890,80 906,20 -1,7% -15,40 -7,7% Kupfer-Future 3,11 3,12 -0,4% -0,01 +10,1% ===
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October 26, 2020 07:59 ET (11:59 GMT)
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