DJ Tourismusbranche läuft Sturm gegen mögliche Corona-Maßnahmen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Tourismuswirtschaft hat vor dem für Mittwoch geplanten Corona-Gipfel von Bund und Ländern vor wirtschaftlichem Schaden für die Branche durch Maßnahmen wie die Schließung von Restaurants und ein Verbot von Veranstaltungen gewarnt. "Sollten sich die durchsickernden Pläne zu einem 'Lockdown Light' bewahrheiten, wäre das die nächste Katastrophe für die Tourismuswirtschaft", sagte der Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Rabe.
"Wenn Restaurants dicht gemacht und Veranstaltungen verboten würden, würden einmal mehr insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen der Tourismusbranche grundlos zum Bauernopfer der Pandemiepolitik." Belastbare Zahlen, dass diese Betriebe zu den Pandemietreibern gehörten, seien zumindest öffentlich nicht verfügbar. Jedoch habe ein Großteil der Corona-Maßnahmen wie Beherbergungsverbote, Zwangsquarantäne und Sperrzeiten die Branche und ihre Kunden im Visier.
"Wir fordern die Politik auf, von diesen nicht nachvollziehbaren Maßnahmen auf dem Rücken der Tourismuswirtschaft abzusehen", erklärte Rabe. Sollte die Politik an einem solch branchenspezifischen Lockdown festhalten, seien "ebenso branchenspezifische Entschädigungsgelder und Rettungsmaßnahmen für die betroffenen Betriebe" ein absolutes Muss. "Ansonsten wird die Mehrzahl von ihnen den Corona-Winter nicht überleben", warnte der BTW-Generalsekretär.
Vor einem Lockdown der Reisebranche warnte aber auch der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU). "Wir haben die letzten Monate viel dazu gelernt und wissen, mit pauschalen Maßnahmen kommen wir nicht weiter", sagte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium dem Tagesspiegel. Nötig seien "glaubwürdige, vertrauensbildende und nachvollziehbare Maßnahmen". Nur so schaffe man Akzeptanz. "Wir sollten daran arbeiten, einen kompletten Lockdown der Reisebranche zu vermeiden."
Um der angeschlagenen Tourismusbranche zu helfen, hielt Bareiß nicht nur eine Verlängerung des laufenden 50-Milliarden-Euro-Hilfsprogramms des Bundes, sondern auch zusätzliche Spezialprogramme für nötig. Diese sollen einem Gastronomen, Hotelier, Veranstalter oder einem Schausteller helfen, seine Kosten abzudecken. Verbraucher sollten zudem künftig besser vor einer Insolvenz ihres Reiseveranstalters geschützt werden. Derzeit gebe es dazu aber "noch Diskussionsbedarf".
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October 27, 2020 07:26 ET (11:26 GMT)
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