DJ DIW: Deutsche Wirtschaft schrumpft im vierten Quartal um 1 Prozent
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft wird im vierten Quartal wegen der zweiten Corona-Infektionswelle wohl schrumpfen. Allerdings dürfte der Einbruch nicht so stark werden wie im Frühjahr, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Forscher erwarten, dass sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal um 1 Prozent gegenüber dem Vorquartal verringert. Im dritten Quartal war die Wirtschaft noch preis- und saisonbereinigt um 8,2 Prozent gegenüber den drei Vormonaten gewachsen.
"Das erneute Aufflammen der Corona-Pandemie setzt dem Wirtschaftsaufschwung in Deutschland vorerst ein Ende", erklärte das DIW. "Alles in allem wird der zweite Lockdown weniger gravierende Wirtschaftseinbußen mit sich bringen als im Frühjahr. Dennoch überlagert der neuerliche Einbruch nun den kräftigen Aufholprozess der deutschen Wirtschaft."
Denn die rasant steigenden Infektionszahlen verunsicherten Verbraucher und Unternehmen weltweit. Zudem hätten viele europäische Regierungen, auch Deutschland, erneute Einschränkungen des Wirtschaftsgeschehens beschlossen, um die zweite Infektionswelle zu stoppen.
Konsum stärker betroffen als Industrie
Am stärksten betroffen von dem Einbruch seien konsumorientierte Dienstleistungsbereiche wie etwa das Gastgewerbe oder die Kultur- und Veranstaltungsszene. Die Industrie hingegen dürfte weniger stark in Mitleidenschaft gezogen werden als im ersten Halbjahr, so das DIW.
Alles in allem geht das DIW von einer verhalten gedämpften Auslandsnachfrage aus, wobei China als wichtiger Lieferant von Vorleistungen und Abnehmer deutscher Produkte sich positiv entwickle. Aber Frankreich und Italien seien von der Pandemie stark getroffen. Die dort getroffenen Infektionsschutzmaßnahmen dürften die Wirtschaftsleistung bei den für Deutschland so wichtigen Handelspartnern dämpfen.
Insgesamt dürfte aber die deutsche Industrie und die unternehmensnahen Dienstleister im Vergleich zum Frühjahr nicht so schwer von den Auswirkungen der zweiten Pandemiewelle erfasst werden, so das DIW. Die Arbeitslosigkeit wird im Vergleich zum Frühjahr wohl nur moderat, um etwa 50 000 Personen, zunehmen, erwartet das Institut. Voraussichtlich 400.000 Beschäftigte zusätzlich würden in Kurzarbeit geschickt werden, erwartet das DIW.
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November 02, 2020 05:47 ET (10:47 GMT)
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