Bundesbank: Brexit-Banken stocken Assets und Personal stark auf
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Bundesbank rechnet damit, dass in London tätige Banken im Zuge des britischen EU-Austritts Vermögenswerte und Mitarbeiter in erheblichem Umfang nach Frankfurt transferieren werden. Nach ihren Angaben wurden bisher 40 von 64 Anträgen auf Erteilung einer Lizenz genehmigt. Bei den Akteuren handelt es sich nicht nur um Kreditinstitute, sondern auch um Wertpapierfirmen und Finanzdienstleister.
Zugleich wuchsen die Bilanzsummen der in Frankfurt beheimateten Brexit-Banken bis Juni um 158 auf 213 Milliarden Euro. Sie sollen per 1. Januar 2021 um weitere 397 auf 675 Milliarden Euro zunehmen. In Deutschland lizenzierte Brexit-Banken planen laut Bundesbank einen Brexit-induzierten Stellenzuwachs von 2.500 Vollzeitäquivalenten.
Allerdings scheint dieser Prozess wegen der Corona-Pandemie in Stocken gekommen zu sein, was den im Bundesbank-Vorstand für den Brexit zuständigen Joachim Wuermeling zu der Mahnung veranlasst: "Verlagerungen von Bilanzpositionen und Mitarbeitern sind - bei aller von der Aufsicht gewährten Flexibilität - zeitnah abzuschließen."
Regulierung, Aufsicht und Banken haben aus Wuermelings Sicht alles getan, um Störungen oder gar Turbulenzen am 1. Januar 2021 zu vermeiden. "Aus unserer Sicht kann der Brexit daher kommen", sagte er. Auch wenn ein Rest an Unwägbarkeit bleibe, könne "der Schalter jetzt umgelegt werden". "Für den Bankensektor sind die größten Klippen im Großen und Ganzen umschifft. Eine Gefahr für die Finanzstabilität ist nicht erkennbar."
Der Brexit bedeutet für den europäischen Finanzmarkt das Ausscheiden seines bisher größten Akteurs. Auf einem Gebiet allerdings haben sich EU und Großbritannien übergangsweise auf eine Aufrechterhaltung des Status quo geeinigt: Bei der Abwicklung von Derivategeschäften über Zentrale Gegenparteien (CCPs).
Mit ihrer Äquivalenzentscheidung ermöglichte die Markt- und Wertpapieraufsicht Esma die Anerkennung der drei wichtigsten britischen CCPs für 18 Monate. Gleichwohl konnte der europäische Konkurrent, Eurex Clearing, seine Marktposition ausbauen. Die Zahl der Clearing-Mitglieder ist seit 2018 von 60 auf 89 gestiegen, die Zahl der Kunden nahm von 130 auf 390 zu und das Nominalvolumen der geclearten OTC-Zinsderivate stieg seit 2018 um 87 Prozent auf 18 Billionen Euro. Der Marktanteil von Eurex Clearing nahm um 45 Prozent auf 18 Prozent zu.
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November 02, 2020 08:33 ET (13:33 GMT)
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