DJ DIW: Coronabedingte Rezession trifft Minijobber besonders hart
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die coronabedingte Rezession hat Minijobber zu Verlieren gemacht. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten ist im Juni um 850.000 oder 12 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor gefallen, zeigte eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Weniger stark war der Rückgang bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Dort ist die Zahl der Arbeitnehmer im selben Zeitraum um lediglich 0,2 Prozent gesunken.
Das DIW führt diese unterschiedliche Entwicklung darauf zurück, dass Minijobber keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld hätten und viele nur einen befristeten oder gar keinen Arbeitsvertrag erhielten. Von der Corona-Pandemie seien zudem jene Branchen besonders betroffen, wo üblicherweise viele Minijobs vergeben werden: im Gastgewerbe oder die Veranstaltungsorganisation. Häufig sind Frauen betroffen.
"MinijobberInnen verlieren in einer Wirtschaftskrise vergleichsweise schnell ihre Beschäftigung, deshalb trifft sie die derzeitige Situation besonders hart - sie gehören auf jeden Fall zu den VerliererInnen der coronabedingten Rezession", sagt Markus Grabka, Mitglied im Direktorium des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW.
Auch unabhängig von dieser Entwicklung sei eine Reform der Minijobs überfällig. Denn der Bereich der geringfügigen Beschäftigung sei in den vergangenen Jahren sehr groß geworden, und gleichzeitig habe sich oftmals die Hoffnung, Minijobs könnten eine Brücke in normale sozialversicherungspflichtige Jobs sein, nicht erfüllt, so der DIW-Experte.
Seit den Arbeitsmarktreformen Anfang des Jahrtausends ist die Zahl der Minijobber zwischen 2003 und 2019 um 43 Prozent auf 7,6 Millionen gestiegen, so das DIW. Ende Juni waren insgesamt knapp 19 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland geringfügig beschäftigt.
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November 04, 2020 04:03 ET (09:03 GMT)
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