DJ Kritik an Corona-Hilfen wird lauter: Staat vergoldet den November
FRANKFURT (Dow Jones)--Die milliardenschwere neue Corona-Wirtschaftshilfe der Bundesregierung für den November stößt auf Kritik. Sie sei schlecht vorbereitet und überhastet beschlossen worden, sagte Reiner Holznagel, der Präsident des Bundes der Steuerzahler, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er fordert ein Umdenken im Kampf gegen das Corona-Virus. Es werde dringend ein Plan benötigt, der es erlaube, die Pandemie zu bekämpfen und dennoch den Wirtschaftsbetrieb aufrechtzuerhalten. "So wie bisher darf es nicht weitergehen", sagte Holznagel. "Es kann nicht sein, dass wir demnächst alle schön miteinander Weihnachten feiern und dann bekommen wir im März den nächsten Lockdown mit weiteren Milliardenhilfen auf Kosten des Steuerzahlers." Notwendig sei "ein Ende der Vollkasko-Mentalität".
Deutliche Kritik kommt auch vom Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW. Die Hilfen seien zwar im Grundsatz richtig, "aber in dieser Größenordnung viel zu generös", sagte der ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann der Zeitung. "Viele Unternehmen werden happy sein, weil der Staat ihnen den November vergoldet", erwartet der Wirtschaftsforscher. Als Beispiel nennt er die Gastronomie: "Die Hilfen sind so hoch angesetzt, dass viele Gastwirte diesen Monat trotz Lockdown besser abschneiden, als wenn sie ihr Lokal öffnen dürften", sagte Heinemann.
Die Bundesregierung hat am Donnerstag nach tagelangen Verhandlungen die Einzelheiten der sogenannten außerordentlichen Wirtschaftshilfe bekanntgegeben. Gaststätten und anderen Unternehmen, die zur Bekämpfung der Pandemie im November geschlossen bleiben müssen, ersetzt der Staat 75 Prozent des Umsatzes. Die voraussichtlichen Kosten für das einmonatige Hilfspaket beziffert die Regierung mit 10 Milliarden Euro.
DJG/hru
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November 07, 2020 05:16 ET (10:16 GMT)
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