DJ Scheuer will Abwrackprämie für alte Lkw
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Vor dem Nutzfahrzeug-Gipfel an diesem Mittwoch hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer erneut eine Abwrackprämie für alte Lkw ins Spiel gebracht. Technologieoffenheit sei jetzt wichtig, um die Klimaziele zu erreichen. "Wir brauchen die Brücke, dass alte Stinker gewechselt werden in neueste Technologie", sagte Scheuer dem Radiosender Bayern 2. Die Linke kritisierte den Vorschlag und forderte stattdessen mehr Investitionen in die Schiene.
Die neueste Antriebstechnik führe zu einer Verbesserung der Situation, so der CSU-Politiker Scheuer. Außerdem werde an synthetischen Kraftstoffen geforscht, mit denen Verbrenner-Lkw künftig betankt werden können: "Wenn wir noch nicht so die Alltagstauglichkeit von großen Lkw mit alternativen Antrieben haben, oder E-Trucks in großer Stückzahl zur Verfügung haben, brauchen wir eine Brückentechnologie", sagte Scheuer.
Zur Kritik aus dem Bundesumweltministerium an der Lkw-Abwrackprämie verwies Scheuer auf die wirtschaftliche Lage in Corona-Zeiten. "Jeder will seinen Joghurtbecher im Kühlregal stehen haben, die Versorgung muss gesichert sein." Man müsse auch die Realitäten sehen. Lkw mit alternativen Antrieben seien noch nicht in ausreichender Zahl verfügbar, so Scheuer. Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es insgesamt einen "technologieoffenen Ansatz" der verschiedenen alternativen Antriebsmöglichkeiten.
Deutschland will die klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 verringern. Das Verkehrssektor gilt bei Klimaexperten mit als Hauptverursache des Treibhausgase.
Linke will Verkehrswende statt Lkw-Minister
Kritik an dem Vorschlag kam von der Linken. "Autominister Scheuer will jetzt also auch Lkw-Minister werden. Was wir eigentlich brauchen wäre ein Verkehrswendeminister. Wir brauchen eine Verkehrswende, hin zu öffentlichem Nahverkehr und Güterverkehr auf der Schiene. Wenn Scheuer Geld in die Hand nehmen will, um den Güterverkehr zu fördern, soll er es in die Schiene stecken", erklärte Linken-Chef Bernd Riexinger.
Klimafreundlicher sei es, Güter auf der Schiene zu transportieren. "Es ist wenig gewonnen, wenn die Autobahnen statt voll mit alten Lkw voll mit neuen Lkw sind. Der Güterverkehr gehört auf die Schiene, nicht auf die Straße", so Riexinger. Lkw hätten ihren Wert für die letzten Kilometer vom Verladebahnhof bis zum Ziel. Jeder weitere Kilometer sollte mit klimaverträglichen Massentransportmitteln zurückgelegt werden.
Am Mittwoch beraten Vertreter aus den Bereichen Fahrzeugherstellung, Fahrzeugnutzung sowie Infrastrukturbereitstellung und Energiewirtschaft über Maßnahmen für einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr. Das Konzept basiert laut Verkehrsministerium auf dem Klimaschutzprogramm 2030 und nimmt den Markthochlauf alternativer Antriebstechnologien im Nutzfahrzeugbereich sowie der benötigten Infrastruktur in den Blick.
Im Anschluss an das Gespräch werden Scheuer, Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie (VDA), Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) sowie Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) die Presse unterrichten.
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November 11, 2020 04:48 ET (09:48 GMT)
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