DJ 48 Verbände machen Druck für mehr Klimaschutz in Gebäuden
BERLIN (Dow Jones)--Ein breites Bündnis von 48 Verbänden aus Bauindustrie, Energie und Umwelt hat die Bundesregierung zu deutlich mehr Anstrengungen beim Klimaschutz im Gebäudesektor aufgerufen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft habe sich bislang noch nicht öffentlich zur Renovierungswelle (Renovation Wave) geäußert, die die Europäische Kommission vor einem Monat ausgerufen hat, heißt es in einem gemeinsamen Appell. "Bitte nutzen Sie die verbliebenen Wochen bis zum Jahresende, um Unterstützung im Rat der EU und im Europäischen Rat für die Renovation Wave zu mobilisieren und der EU-Kommission damit ein starkes Mandat für die Ausarbeitung der Regulierungsvorschläge zu geben", schreiben die Unterzeichner an die Bundesministerien.
Die EU will die Zahl der energetischen Sanierungen von derzeit gerade mal 1 Prozent jährlich bis 2030 mehr als verdoppeln, so dass dann 35 Millionen Gebäude möglichst klimaneutral sind. Dadurch sollen 160.000 zusätzliche Jobs in der Branche entstehen. Aus Sicht der Verbände könne die EU-Renovierungswelle den bereits vorhandenen Schwung im deutschen Modernisierungsmarkt nachhaltig verstärken. Denn die bisherigen deutschen Anstrengungen reichten "bei weitem noch nicht aus, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen", so das Papier. Dafür brauche es "die beherzte Unterstützung der Bundesregierung".
Konkret fordern die Branchen, dass Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) das Thema fest auf die Agenda des EU-Energieministerrats im Dezember setzt. Zudem könnte Deutschland ein Programm für die energetische Modernisierung von Schulen, Sporthallen und anderen öffentlichen Gebäuden sowie einen Sonderfonds für Mietshäuser in sozial benachteiligten Quartieren auflegen. Nötig sei auch eine Offensive für Aus- und Weiterbildung in dem Bereich.
Der an dem Appell beteiligte Verband kommunaler Unternehmen (VKU) erklärte, gerade mit Blick auf die Wärmeversorgung in den Städten seien die EU-Vorschläge noch sehr allgemein. "Aus unserer Sicht kommt es jetzt darauf an, sie mit konkreten Maßnahmen zu hinterlegen", forderte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Zudem brauche es dazu in absehbarer Zeit "einen sektorübergreifenden, europäischen CO2-Preis, der eine Lenkungswirkung im Gebäudesektor entfaltet". Auf das Heizen und den Energieverbrauch in Gebäuden gehen mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen in der EU zurück.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/apo
(END) Dow Jones Newswires
November 11, 2020 05:44 ET (10:44 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.