DJ Bund will grüne Lkws mit Milliarden-Programm unterstützen
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung will mit einem Milliarden-Programm die Nutzung von klimafreundlicheren Lkws unterstützen. Der Schritt soll es Deutschland erleichtern, seine Klimaziele zu erreichen.
So soll der Kauf von klimafreundlicheren Nutzfahrzeugen mit einer Kaufprämie unterstützt werden. Mehrkosten gegenüber dem Diesel-Lkw werden bis zu 80 Prozent gefördert, erklärte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer am Mittwoch nach dem Nutzfahrzeuggipfel. Dafür sind bis 2023 laut Ministerium insgesamt 1,16 Milliarden Euro eingeplant.
Zu den anderen Maßnahmen zu Förderung von klimafreundlichen Nutzfahrzeugen zählt auch der Aufbau der notwendigen Tank- und Ladestruktur für alternativ angetriebene Nutzfahrzeuge. Die staatliche Unterstützung bezifferte Scheuer auf 4,1 Milliarden bis zum Jahr 2023. Ebenfalls will sich das Ministerium bei den Verhandlungen innerhalb der Europäischen Union über eine Lkw-Maut für eine Differenzierung nach Kohlendioxidausstoß einsetzen. Hier müsse man neben dem Klima auch die besondere Lage in der Corona-Pandemie und den Schutz von Arbeitsplätzen berücksichtigen, so Scheuer.
"Mit alternativen Antrieben und Kraftstoffen wollen wir hin zur Nullemissionslogistik auf der Straße. Rund 90 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehrssektor kommen vom Straßenverkehr, ein Drittel davon machen Lkw aus", erklärte Scheuer nach dem Gipfel. Dieses Problem packten nun Bundesregierung, Fahrzeughersteller, Logistik- und Speditionsunternehmen und Energiewirtschaft an. "Wir fördern den Kauf von Lkw, steuern den Aufbau der Tank- und Ladeinfrastruktur und schaffen einen passenden regulatorischen Rahmen. Unser Fahrplan bis 2030 steht: Ein Drittel der Fahrleistung wird grün."
Ladeinfrastruktur noch unzureichend
Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie (VDA) mahnte nach dem Gespräch, dass es einer engmaschigen Elektro-Ladeinfrastruktur in alle Regionen in Deutschland und in ganz Europa bedürfe. "Wo es keine E-Ladeinfrastruktur gibt, gibt es keinen Umstieg auf neue Antriebe. Hinzukommen muss aber neben der engagierten Förderung alternativer Kraftstoffe wie E-Fuels und Wasserstoff ein umfassendes Programm zur Flottenerneuerung", so VDA-Präsidentin Müller. "Wir wollen alte Lkw und Busse von der Straße bekommen und durch moderne Fahrzeuge ersetzen. Die Bundesregierung und die EU müssen diese Umstellung nun fördern."
Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) sagte, die Transportunternehmen wollten zum Klimaschutz beitragen. "Diesen Auftrag wollen sie gern im Einklang mit dem Klimaschutz erfüllen und brauchen daher verbindliche Zusagen, wann sie in welche Technologien investieren können", so Engelhardt. "Aktuell besteht eine große Unsicherheit darüber, wohin die Reise bis 2030 geht. Für Investitionen in klimaneutrale Lkw-Technologien bedarf es aber dringend Planungs- und Investitionssicherheit."
Die Energiewirtschaft drängte nach dem Gipfel, dass es für den Durchbruch von treibhausgasfreien Technologien wie Elektro- oder Wasserstoff-Lkw "klare Informationen" darüber brauche, "wann und in welcher Stückzahl" Lkw mit welchen alternativen Antriebstechnologien auf den Markt kommen.
"Nur so können wir eine passgenaue Infrastruktur in Form bedarfsgerecht und kosteneffizient ausgebauter Energienetze und Lademöglichkeiten bereitstellen", erklärte Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Deutschland will die klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 verringern. Der Verkehrssektor gilt bei Klimaexperten mit als Hauptverursacher der Treibhausgas-Emissionen.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/uxd
(END) Dow Jones Newswires
November 11, 2020 11:04 ET (16:04 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.