DJ RKI: Corona-Lage in Deutschland ist nach wie vor sehr ernst
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt die Corona-Lage in Deutschland nach wie vor als sehr ernst ein, doch der Rückgang der Fallzahlen gebe Grund zur vorsichtigen Hoffnung. RKI-Präsident Lothar Wieler betonte, dass man damit rechnen müsse, dass Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und dass sich das Coronavirus in einigen Regionen unkontrolliert ausbreiten könnte.
"Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich die Situation in den kommenden Wochen verschärft", sagte Wieler bei einer Pressekonferenz. "Was mich vorsichtig optimistisch stimmt, ist die Tatsache, dass die Fallzahlen etwas weniger stark zunehmen. Die Kurve geht also etwas weniger steil nach oben, sie flacht sich ab. Wir wissen noch nicht, ob das eine stabile Entwicklung ist, ob sich das fortsetzt."
Die RKI-Expertin Ute Rexroth sagte, es sei noch unklar, ob sich die abflachende Zahl der Neuinfektionen auf die von Bund und Ländern beschlossenen Corona-Maßnahmen zurückführen lasse oder ob es mit möglichen Engpässen bei den Test-Laboren zu tun haben könnte.
Bewertung der Corona-Maßnehmen erst nach zwei Wochen
Wieler betonte, dass es noch zu früh sei, den Effekt der seit 2. November geltenden neuen Corona-Einschränkungen zu bewerten. Dafür müsse man zwei Wochen abwarten. Es sei wichtig, dass sich alle an die Abstands- und Hygienemaßnahmen hielten, Gesichtsmasken trügen, regelmäßig lüfteten und die privaten Kontakte reduzierten. "Wir müssen hier noch ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen", sagte Wieler. Dann könne man die Zahl der Infektionen auf ein für das Gesundheitssystem erträgliche Maß bringen.
Bund und Länder haben für den Monat November die Schließung von Restaurants und Kneipen sowie Kultur- und Freizeitstätten angeordnet. Geschäfte, Schulen und Kitas bleiben hingegen geöffnet. Auch wurde zu einer deutlichen Reduktion der privaten Kontakte aufgerufen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen die Corona-Lage und die Einschränkungen am Montag beraten.
Das RKI hat am Donnerstag 21.866 neue Corona-Neuinfektionen gemeldet, das sind rund 3.400 mehr als noch am Mittwoch gemeldet wurden. Allerdings liegt die Zahl unter dem am Samstag gemeldeten Höchststand von über 23.000 Fällen. An oder mit Corona sind nach den neuesten Zahlen 215 Menschen gestorben, so das RKI.
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November 12, 2020 04:36 ET (09:36 GMT)
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