DJ Böckler-Stiftung: Studie empfiehlt Abschaffung der DRG-Fallpauschalen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Eine Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat sich für die Abschaffung der DRG-Fallpauschalen ausgesprochen, über die seit gut 15 Jahren Behandlungen in deutschen Krankenhäusern abgerechnet werden. Diese erzeugten Kostendruck ohne eine systematische Berücksichtigung von Qualität sowie intransparente, rational nicht begründete Umverteilungseffekte in und zwischen Kliniken, so die Studie des Gesundheitssystemforschers Michael Simon nach Angaben der Stiftung.
Ersetzen solle die Fallpauschalen ein Vergütungssystem, "das von einer qualitätsorientierten staatlichen Krankenhausplanung ausgeht und die wirtschaftliche Sicherung aller Krankenhäuser gewährleistet, die auf dieser Basis als bedarfsgerecht eingestuft werden". Dazu seien in letzter Zeit durch die Ausgliederung der Pflegebudgets aus dem DRG-System erste Schritte gemacht worden, die nun fortgeführt werden sollten, so der Experte von der Hochschule Hannover.
Zu den sehr problematischen Entwicklungen, die das DRG-System ausgelöst oder verstärkt habe, gehöre die dramatische Unterbesetzung in der stationären Krankenpflege, wo mindestens 100.000 Vollzeitstellen fehlten. Außerdem habe das Fallpauschalen-System eine Privatisierungswelle angeschoben. Dieser Trend könnte sich verschärfen, wenn Einnahmeausfälle durch die Corona-Pandemie nicht ausreichend ausgeglichen würden und Kommunen gleichzeitig aufgrund von Steuerausfällen nicht in der Lage seien, daraus entstehende Verluste ihrer Kliniken auszugleichen.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte bereits im Sommer eine Neuausrichtung der Krankenhausfinanzierung gefordert. Fallpauschalen führten dazu, dass sich Kinderkliniken auf dem Lande nicht mehr rechneten, hatte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung gesagt. Die Profitorientierung im Gesundheitssystem könne so nicht bleiben.
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November 12, 2020 04:40 ET (09:40 GMT)
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