DJ Fratzscher sieht Schulschließungen nur als "allerletzte Option"
BERLIN (Dow Jones)--Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat Schulschließungen angesichts steigender Corona-Infektionszahlen nicht ausgeschlossen, diese aber als allerletzte Möglichkeit angesehen. "Die Schließung von Kitas und Schulen sollte die allerletzte Option der Corona-Restriktionen sein", sagte Fratzscher dem Handelsblatt. "Denn Kita- und Schulschließungen belasten Familien stark und richten einen signifikanten wirtschaftlichen Schaden durch weniger Arbeitszeit der Eltern und durch eine größer werdende Chancenungleichheit im Bildungssystem an."
Wenn eine solche Option notwendig werde, sollte die Politik aus Sicht Fratzschers "schnell und konsequent" handeln. Die Politik dürfe den Fehler nicht wiederholen und Restriktionen zu spät einführen. "Die Politik hätte bereits die Herbstferien für einen Lockdown Light benutzen sollen und hätte damit viel des Schadens der zweiten Infektionswelle für Gesundheit und Wirtschaft vermeiden können", meinte der Ökonom. Wenn es notwendig sein sollte, sollte die Politik nun Schulen und Kitas in vorgezogene Weihnachtsferien schicken.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), bekräftigte unterdessen, dass Schulen und Kitas möglichst offenbleiben sollen. Alle Länder hätten "zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um den Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen möglich zu machen", sagte sie der Zeitung. In die Überlegungen fließe alles ein, der Gesundheits- und Infektionsschutz wie das Recht auf Bildung. Es sei das Ziel, "das Recht auf Bildung so lange wie möglich in Schule und Kita zu verwirklichen".
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November 12, 2020 07:56 ET (12:56 GMT)
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