
DJ TransnetBW fordert dritte Stromautobahn Südlink 3
BERLIN (Dow Jones)--Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW hat sich bei einer öffentlichen Anhörung im Bundestag für den Bau einer dritten Stromautobahn zum Transport von Windstrom aus Norddeutschland in den Süden stark gemacht. Das Trassenprojekt Südlink 3 zwischen Heide/West in Schleswig-Holstein und Altbach in Baden-Württemberg müsse jetzt angegangen werden, sagte Vorstandsvorsitzender Werner Götz laut dem Bundestags-Pressedienst anlässlich einer Anhörung zur Änderung des Bundesbedarfsplangesetzes. Das sei die minimalinvasivste und kosteneffizienteste Lösung. Es dürfe bei süddeutschen Industrieunternehmen, die von fossilen Energieträgern auf Ökostrom und Wasserstoff umsteigen wollten, nicht zu einem Engpass kommen, warnte Götz.
Für das Südlink-3-Projekt hatten im Juni auch die Umweltminister der vier Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg geworben und einen entsprechenden Brief an Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geschrieben. Thüringen lehnt die Ausweitung der bestehenden Trassenplanung aber genauso ab wie die Stromautobahnen Südlink 1 und 2.
Im Bundestag warnte auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, vor der weiteren Hochspannungsleitung. Die sehr weit fortgeschrittenen Trassenvorhaben 1 und 2 könnten beeinträchtigt werden, wenn jetzt schon Südlink 3 angegangen werde. Die Bundesnetzagentur hatte das Projekt im Dezember 2019 auch als nicht dringend eingestuft und nicht bestätigt.
Generell äußerten die Experten im Bundestag aber Lob für das Vorhaben der Bundesregierung, den Netzausbau deutlich zu beschleunigen. Der Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, erklärte, dass die Klarstellung mit Blick auf kunststoffisolierte Erdkabel die Anforderungen an die technische Sicherheit erfülle.
Zwar forderte der Umweltschutzverband BUND Bayern eine stärker dezentral ausgerichtete Energiewende. Dem widersprach aber die Deutsche Umwelthilfe: Dezentrale Lösungen seien nur dort möglich, wo die Kunden sich auch auf teurere, lokale Strommärkte einließen. Dezentrale Erzeugung könne daher große Stromnetze nicht ersetzen.
Die Grünen sehen noch bei der Bürgerbeteiligung Nachbesserungsbedarf: Demnach wurde in der Expertenanhörung kritisiert, dass die Öffentlichkeitsbeteiligung geschwächt werden soll, erklärte die energiewirtschaftliche Fraktionssprecherin Ingrid Nestle. "Die Öffentlichkeitsbeteiligung ist ein hohes Gut und es ist sogar fraglich, ob diese Verkürzung tatsächlich zu einer Beschleunigung führt oder über den entstehenden Unmut nicht sogar verzögert."
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November 16, 2020 14:14 ET (19:14 GMT)
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