DRESDEN (dpa-AFX) - Nach der gescheiterten Tarifschlichtung bei der Deutschen Bahn will die Lokführergewerkschaft ihren Einflussbereich im Konzern ausweiten. "Wir öffnen uns: Wir werden die vereinte Kraft der Eisenbahner in diesem Lande am Ende aller Tage in dieser Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer abbilden", gab der Vorsitzende Claus Weselsky am Donnerstag als Ziel aus. In den nächsten Monaten wolle man ausreichend Mitglieder gewinnen, um die Tarifverträge der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in allen systemrelevanten Bereichen der Eisenbahn in Deutschland verdrängen zu können.
"Wir lassen uns nicht die Butter vom Brot nehmen", sagte Weselsky in Dresden. Hintergrund dieser Diskussion ist das Tarifeinheitsgesetz, demzufolge in einem Betrieb lediglich ein Tarifabschluss mit der mitgliederstärksten Gewerkschaft gilt.
Die Bahn hatte im September mit der EVG bei einen Tarifabschluss erzielt. Nach dem Einnahmeeinbruch in der Corona-Krise hatte sieht er deutlich niedrigere Entgelterhöhungen vor als in den Jahren zuvor. Dafür erhielten die Mitarbeiter eine Beschäftigungsgarantie. Inzwischen fordert die EVG zusätzlich einen Corona-Bonus, was die Bahn aber ablehnt.
In einer Schlichtung unter Leitung des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) hatte die Bahn versucht, auch mit der GDL einen neuen Tarifabschluss zu erzielen. Die Schlichtung scheiterte jedoch.
Die Bahn ist deshalb der Auffassung, die Lokführergewerkschaft lasse die Beschäftigten in der größten Krise der Unternehmensgeschichte im Regen stehen. Beide Seiten werfen sich in der Debatte um die gescheiterte Schlichtung auch gegenseitig vor, Unwahrheiten zu verbreiten.
Die EVG kündigte an, weiter im Interesse aller Eisenbahner zu handeln. Man biete jeder Organisation die Zusammenarbeit an, auch der GDL. Wegen ihrer Mitgliederzahl sei die Lokführergewerkschaft in den Betrieben der Deutschen Bahn aber nicht durchsetzungsfähig. "Der Vorstand der GDL handelt offensichtlich in Panik", sagte eine Sprecherin.
Weselsky griff das Management der Bahn sowie die EVG scharf an. Jedoch sicherte er zu, dass die GDL bis zum Frühjahr nicht zu Streiks aufrufen werde. Bis Ende Februar gilt der aktuelle Tarifvertrag. Dann werde man in Verhandlungen treten, sagte Weselsky./bf/DP/fba