DJ Gaia-X: Intern kein Protest an chinesischen Teilnehmern
BERLIN (Dow Jones)--Innerhalb des europäischen Cloudnetzwerkes Gaia-X blieb eine scharfe Kontroverse an der Beteiligung von Firmen aus China aus. "Es gab nicht einen einzigen Fall, in dem ein europäisches oder anderes potenzielles Mitglied gesagt hat, es würde deswegen auf eine Teilnahme verzichten", sagte Boris Otto, Interims-Technikchef der Dachorganisation Gaia-X AISBL in Brüssel bei einer Online-Pressekonferenz. "Das Prinzip der Offenheit ist bei uns sehr stark", so der geschäftsführende Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund.
Anlässlich des Gaia-X-Summits war am Mittwoch bekanntgeworden, dass an dem europäischen Cloudnetzwerk, das auf Datensouveränität setzt, auch der chinesische Technikausrüster Huawei seit Tag eins beteiligt ist. Nach Angaben des Interims-CEO Hubert Tardieu ist auch die Plattform Alibaba mit Sitz in Hangzhou für Gaia-X zugelassen. Das Unternehmen habe zuvor zugesichert, die strikten europäischen Prinzipien von Datensicherheit und Transparenz zu befolgen.
Huawei ist beim Aufbau des 5G-Mobilfunkstandards umstritten. Kritiker chinesischer Software fürchten, dass Peking sich einen Spionage-Zugriff sichern könnte.
Um sicherzustellen, dass die Gaia-X-Teilnehmer sich dauerhaft an die Regeln halten, soll es ein Kontrollsystem geben, erklärte Technikchef Otto. Geplant sei ein Validierungsverfahren samt Zertifikat. "Jeder Dienstleister auf Gaia-X muss diesen Zertifizierungsprozess durchlaufen und erhält am Ende einen digitalen Token, der ihn als vertrauenswürdig ausweist." Dabei will das Cloudnetzwerk eng mit der Europäischen Kommission zusammenarbeiten.
Im Aufsichtsrat von Gaia-X sind zudem ausschließlich europäische Unternehmen und Organisationen zugelassen, nicht aber Vertreter von Drittstaaten. Auf Technikebene beteiligen sich auch US-Techngigatenten wie Amazon Web Services, Google, Microsoft oder VMware. Zugleich soll die Community beziehungsweise der einzelne User in der Lage sein, Anwendungen oder Verfahren zum Datenteilen selbst festzulegen. Im dritten Quartal 2021 sollen die ersten Datenräume bereitgestellt werden, so Otto.
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November 19, 2020 12:57 ET (17:57 GMT)
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