WARSCHAU (dpa-AFX) - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat das aus ihrer Sicht überzogene Vorgehen der Polizei in Polen bei einer Demonstration gegen die Verschärfung des Abtreibungsverbots kritisiert. Frauen aller Altersgruppen hätten sich an den überwiegend friedlichen Protesten beteiligt, um für ihre Rechte zu kämpfen, sagte Nils Muiznieks, Chef von Amnesty in Europa, in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung. "Wir sind daher entsetzt über den übermäßigen Einsatz von Gewalt durch die Polizei, unverhältnismäßige Strafanzeigen gegen Demonstranten und Aussagen von Regierungsvertretern, die zu noch mehr Gewalt ermutigen könnten."
Am Mittwochabend hatten in Warschau Tausende Menschen gegen eine Verschärfung des Abtreibungsverbots protestiert. Bei Auseinandersetzungen mit den Demonstranten setzten die Polizei Tränengas ein, auch wurden Menschengruppen eingekesselt. Nach Angaben der Polizei wurden 20 Menschen festgenommen, davon 13 im Zusammenhang mit Straftaten. Als Begründung hieß es, diese hätten sich aggressiv gegen die Beamten verhalten. Außerdem sei die Demo nicht legal gewesen. In Polen sind wegen der Corona-Pandemie derzeit Versammlungen nur mit maximal fünf Personen erlaubt.
Im Oktober hatte das Verfassungsgericht des EU-Landes entschieden, dass Frauen auch dann keine Abtreibung vornehmen dürfen, wenn das ungeborene Kind schwere Fehlbildungen aufweist. Seitdem gibt es Proteste. Die Entscheidung bedeutet eine Verschärfung des polnischen Abtreibungsrechts, das ohnehin zu den strengsten in Europa gehört./dhe/DP/fba