DJ Studie: Windstromertrag könnte sich bis 2030 verdoppeln
BERLIN (Dow Jones)--Das Potenzial der Windenergie ist deutlich höher als bislang vermutet. Laut einer Studie der Deutschen WindGuard ermöglicht der technische Fortschritt eine Verdoppelung der Stromerzeugung auf über 200 Terrawattstunden bis 2030. Durch eine zusätzliche Flächenausweisung könnte die Erzeugung sogar auf 500 Terrawattstunden erhöht werden, teilte der Bundesverband Windenergie (BWE) mit, der die Studie gemeinsam mit dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) in Auftrag gegeben hatte.
Wird auch der Strom aus Offshore Windenergie hinzugenommen, ließe sich rein rechnerisch der gesamte deutsche Stromverbrauch aus Windenergie decken. Zum Vergleich: Der aktuelle Stromverbrauch in Deutschland liegt aktuell bei gut 530 Terawattstunden. Die Bundesregierung rechnet in einer allerdings umstrittenen Prognose damit, dass er 2030 bei etwa 580 Terawattstunden liegt.
Die Studie geht davon aus, dass auf den heute bereits ausgewiesenen Flächen bis 2030 zahlreiche ältere Anlagen durch moderne ersetzt werden - durch sogenanntes Repowering. Nötig wären neben den Altanlagen rund 12.500 neue Windräder. Die 500 Terawattstunden Leistung könnten dann erreicht werden, wenn zusätzlich die Flächenkulisse von heute 0,9 Prozent auf 2 Prozent der Landesfläche erweitert würde.
Zu berücksichtigen sei, dass Windräder heute rund 10-mal so viel Strom produzieren als vor 20 Jahren. Die Hersteller arbeiteten derzeit an einer neuen Anlagenklasse mit über sieben Megawatt Leistung, die in drei bis fünf Jahren verfügbar sein werde. Nach Berechnungen des LEE NRW könnten 2040 sogar mit der gleichen Anzahl Windkraftanlagen wie heute über 700 Terawattstunden Strom im Binnenland produziert werden. Der zukünftig steigende Strombedarf könne so in der Kombination von On- und Offshore Wind, Solarstrom, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie komplett gedeckt werden.
Der Branche erneuerte daher ihre Forderung nach schnelleren Genehmigungen. "Heute ist in Deutschland nicht einmal ein Prozent der Fläche für Windenergie im Binnenland ausgewiesen", sagte BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm. Doch schon damit könnten bis 2030 knapp 40 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. "Würde dieser Flächenanteil auf nur 2 Prozent der Bundesfläche erhöht werden, so wären es nahezu 100 Prozent des Strombedarfs." Der Geschäftsführer des LEE NRW, Christian Mildenberger, erklärte: "Es gibt keine Ökostromlücke. Es gibt heute nur eine Genehmigungslücke, die schnell überwunden werden muss."
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November 23, 2020 07:30 ET (12:30 GMT)
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