DJ BDI fordert bei neuer Frauenquote weitestmögliche Übergangsfristen
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Industrie fordert von der Bundesregierung Übergangsfristen bei der geplanten Einführung der Frauenquote in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen.
"Die Bundesregierung ist nun aufgefordert, die Vorgaben in einem ausgewogenen Kompromiss zu verknüpfen, um Unternehmen gerade angesichts der aktuellen Belastungen den Übergang so weit wie möglich zu erleichtern", sagte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie. "Konkret heißt das, die Übergangsfristen für Unternehmen weitestmöglich auszudehnen."
Union und SPD haben sich am Freitag auf die Einführung einer Frauenquote verständigt. In Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern muss künftig ein Mitglied eine Frau sein. Für die Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes wurden eine Aufsichtsratsquote von mindestens 30 Prozent und eine Mindestbeteiligung in Vorständen vereinbart.
Der BDI sieht in der Frauenquote eine besondere Herausforderung für die Wirtschaft, da es sich um einen starken Eingriff in die unternehmerische Freiheit handle. "Die Tendenz, gesellschaftspolitische Schieflagen stets durch die Wirtschaft und ihre Unternehmen richten zu wollen, darf keinesfalls zur Regel werden", warnte Plöger.
Stattdessen sollte die Politik "beherzter die Ursachen für die niedrige Zahl von Frauen in Vorständen angehen". Dazu gehöre etwa der Ausbau der öffentlichen und digitalen Infrastruktur, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle zu verbessern.
Auch sollten öffentliche Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden. Denn der Staat habe einen Hebel, um als Vorbild zu wirken.
Als "unverhältnismäßig" kritisiert der BDI hingegen die angekündigten Sanktionen. "Es muss eine Härtefallregelung für Konstellationen geben, in denen die Besetzung so praktisch nicht möglich war", erklärte Plöger.
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November 23, 2020 09:10 ET (14:10 GMT)
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