DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Schwächere Erwartungen lassen Ifo-Index im November sinken
Die Stimmung in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im November wie erwartet weiter eingetrübt, wobei sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage auf einem überraschend hohem Niveau hielt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 90,7 (Oktober revidiert: 92,5) Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Managern mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 90,6 Punkte erwartet. Vorläufig war für Oktober ein Wert von 92,7 gemeldet worden.
Commerzbank: Deutsche Wirtschaft vor technischer Rezession
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht die deutsche Wirtschaft vor einer technischen Rezession. "Die Bundesländer dürften den Lockdown bis mindestens Weihnachten verlängern und die Kontaktbeschränkungen verschärfen. Sieht man von möglichen Lockerungen rund um Weihnachten ab, dürfte der Lockdown mindestens bis Ende Dezember gelten", schreibt Krämer in seinem Kommentar zum Rückgang des Ifo-Index im November. Restaurants, Kneipen, Hotels, Fitness-Center dürften seiner Meinung nach auch während des ersten Quartals überwiegend geschlossen bleiben.
KfW: Deutsches BIP sinkt im vierten Quartal um 1 Prozent
Die KfW rechnet für das vierte Quartal mit einem deutlichen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung. "In unserem heute veröffentlichten Konjunkturkompass rechnen wir für das laufende Winterquartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um rund 1 Prozent, weit weniger als im Frühjahr", schreibt Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib in ihrem Kommentar zum Ifo-Index.
IMK sieht im Trend fortgesetzte Wirtschaftserholung
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erwartet nach dem kräftigen Wachstum der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal, dass eine Abschwächung geringer ausfällt als noch im Frühjahr. "Im Trend dürfte sich die Wirtschaftserholung in den kommenden Quartalen fortsetzen, auch wenn im laufenden vierten Quartal und im ersten Quartal 2021 mit einem Dämpfer zu rechnen ist", sagte der wissenschaftliche IMK-Direktor Sebastian Dullien.
Lampe: Hoffnung auf Impstoff stützt Ifo-Erwartungen nicht
Die durch jüngste Meldungen geschürte Hoffnung auf einen baldigen Beginn von Corona-Schutzimpfungen spiegelt sich nach Ansicht von Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, nicht in den Geschäftserwartungen der Unternehmen. "Die Hoffnungen sind ja schon recht weit gelaufen, und ich würde sagen, dass da kein weiterer Optimismus hinzu gekommen ist", sagt Krüger.
Deutsches BIP steigt im 3Q stark - Rückgang für 4Q befürchtet
Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal vor allem dank hoher Konsum- und Exportzuwächse noch etwas kräftiger gewachsen als bisher angenommen. Für das vierte Quartal befürchten Volkswirte allerdings einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldete in zweiter Veröffentlichung einen preis- und saisonbereinigten BIP-Anstieg von 8,5 Prozent. Vorläufig war ein Plus von 8,2 Prozent gemeldet worden.
EZB: Länder sollten Stützungsmaßnahmen nicht gleichzeitig beenden
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Länder des Euroraums davor gewarnt, ihre zur Bekämpfung der Corona-Krise erlassenen Stützungsmaßnahmen gleichzeitig zu beenden. Dies könne mit Blick auf Haushalte und Unternehmen zu Kliffeffekten führen und die Wirtschaftsaktivität 2021 beeinträchtigen, heißt es in einem Aufsatz des aktuellen Finanzstabilitätsberichts.
Länder einigen sich auf Lockerungen für Weihnachten und Silvester
Gelockerte Kontaktbeschränkungen an Weihnachten und ein Feuerwerksverbot auf größeren Plätzen für Silvester: An den Feiertagen sollen sich bis zu zehn Menschen aus mehreren Haushalten treffen können, wie es in einem am Dienstag bekannt gewordenen Entwurf für die Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch heißt. "Wir wollen ein Stück mehr ermöglichen als in der Zeit vor Weihnachten", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) im ARD-Morgenmagazin.
Maas erwartet für kommende Tage Lösung des Streits um EU-Finanzplan
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erwartet innerhalb von Tagen eine Beendigung des Streits um den EU-Finanzplan, mit dem die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union die Folgen der Corona-Pandemie bekämpfen wollen. Maas räumte während einer Konferenz der Körber-Stiftung ein, dass er die Verhandlungen mit Ungarn und Polen, die ein Veto angedroht haben, nicht einfach seien. Dennoch erwarte er, dass die Gelder des Corona-Aufbaufonds freigegeben werden könnten. "Ich bin mir sicher, dass aufgrund des großen Drucks, den es jetzt gibt, es jetzt möglich sein wird bis zum Dezember-Rat eine Lösung für diese Frage zu erzielen.", erklärte Maas mit Blick auf den kommenden EU Gipfel.
Linnemann fordert zielgerichtete Finanzhilfen statt "Bazooka"
Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Carsten Linnemann (CDU) hat vor dem am Mittwoch geplanten Bund-Länder-Gipfel zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie eine Abkehr von Finanzhilfen nach dem Gießkannenprinzip verlangt. "Jetzt, wo es um Milliarden geht, wird nicht mehr die Frage gestellt, machen wir es wirklich zielgerichtet, so wie wir es früher gemacht haben, wenn es um Millionen ging", sagte Linnemann im ARD-Morgenmagazin. Diese Frage müsse aber gestellt werden.
Einführung EU-weiter Sammelklagen endgültig beschlossen
Die Einführung von EU-weiten Sammelklagen ist final beschlossen. Das EU-Parlament billigte am Dienstag eine Einigung mit den Mitgliedstaaten vom Sommer, wonach Verbraucher künftig überall in der EU gemeinsam juristisch gegen Unternehmen vorgehen können. Die neue Richtlinie tritt damit in einigen Wochen in Kraft, die 27 EU-Staaten haben anschließend zwei Jahre Zeit, um ihre nationale Rechtslage entsprechend anzupassen, und weitere sechs Monate um sie anzuwenden.
Ischinger: Bereitschaft zu Amtsübergabe in USA "gute Nachricht"
Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat es begrüßt, dass in den USA der Prozess der Amtsübergabe beginnen kann. "Das ist eine gute Nachricht", sagte Ischinger im RBB nach Angaben des Senders. Problematisch sei aber, dass Donald Trump seine Wahlniederlage bisher nicht eingestanden habe. Trump werde daran festhalten, "dass er die Wahl zu Unrecht verloren hat".
DJG/DJN/AFP/apo
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November 24, 2020 07:30 ET (12:30 GMT)
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