DJ DIHK: Corona-Krise lässt Eigenkapital der Unternehmen schmelzen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie belasten zunehmend die Bilanzen der deutschen Betriebe. Das zeigt eine Sonderauswertung der aktuellen "Corona-Blitzumfrage" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter mehr als 13.000 Unternehmen. Demnach lasse die Corona-Krise das "Eigenkapital der Unternehmen schmelzen", erklärte die Kammerorganisation.
Rund 40 Prozent der Betriebe beklagten einen Rückgang ihres Eigenkapitals. In den vom Teil-Lockdown im November besonders betroffenen Branchen Gastgewerbe, Reise- und Kultur- und Kreativwirtschaft geben laut den Angaben mit jeweils über 60 Prozent deutlich mehr Unternehmen an, dass ihr Eigenkapital schwindet. Aber auch in der Industrie seien es 31 Prozent, die von einem Rückgang des Eigenkapitals berichteten.
Rund 27 Prozent der Unternehmen kämpften trotz vielfältiger staatlicher Hilfen mit Liquiditätsproblemen. 10 Prozent verzeichneten zunehmende Forderungsausfälle. Diese Entwicklung treffe Industrieunternehmen besonders hart, weil sie ihre kostenintensiven Produkte und Hochtechnologieinvestitionen häufig vorfinanzieren müssten. Engten sich aktuell die Spielräume für Vorfinanzierungen zu sehr ein, drohe die Gefahr, "dass Unternehmen sogar trotz vorhandener Nachfrage nach ihren Produkten ums Überleben kämpfen müssen".
Unternehmen von Insolvenz bedroht
Darüber hinaus beschränkten zunehmende Finanzierungssorgen die Möglichkeiten der Betriebe für Investitionen in den Aufschwung. Über alle Branchen hinweg sehen sich laut den Angaben derzeit 9 Prozent der Betriebe von einer Insolvenz bedroht. Mehr als 80 Prozent davon seien kleine Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern. Fast jeder zweite insolvenzgefährdete Betrieb fürchte, den Geschäftsbetrieb nur noch maximal für drei Monate aufrechterhalten zu können. Im Großhandel seien es sogar 55 Prozent, im Einzelhandel 50 Prozent und im Gastgewerbe 56 Prozent.
Der DIHK forderte, weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Eigenkapitalsituation der Unternehmen zu ergreifen. Vielen Betrieben würde es beispielsweise unmittelbar helfen, wenn sie die derzeit anfallenden Verluste konsequenter mit Gewinnen aus den Vorjahren verrechnen könnten. Auch solle ergänzend zum Wirtschaftsstabilisierungsfonds ein spezieller Fonds für Unternehmen mit Umsätzen von 10 bis 50 Millionen Euro geschaffen werden, in den staatliche Mittel fließen sollten, aber auch private Kapitalanleger investieren könnten.
Deshalb biete sich eine Fondslösung in Form einer Öffentlich-privaten Partnerschaft an. Ein solcher "Deutschlandfonds" könne als zusätzliche Finanzierungsquelle des Mittelstands dafür sorgen, dass Unternehmen mehr in Digitalisierung und klimagerechte Produktionsprozesse und damit in zukunftsfähige Geschäfte investieren könnten.
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November 24, 2020 08:54 ET (13:54 GMT)
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