DJ Kassenarzt-Chef Gassen fordert "Strategiewechsel" in Corona-Politik
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat die Lockdown-Politik der Bundesregierung scharf kritisiert. "Wir werden die anvisierte Inzidenz auch in vier Wochen nicht erreichen", sagte Gassen der Bild-Zeitung. "Die Konsequenz wäre, einfach den Lockdown immer weiter fortzusetzen. Aber das kann ja nicht der Plan sein." Deshalb sei "ein Strategiewechsel bis in großer Menge verfügbarer Impfung" notwendig.
Der KBV-Chef verlangte von der Bundesregierung, klare Empfehlungen an Angehörige von Risikogruppen auszusprechen. "Wir müssen diesen Bürgern klar sagen, wo die Ansteckungsrisiken liegen und wie sie sich am besten davor schützen können", so Gassen. Bislang stelle sich die Politik jedoch quer. Der Kassenarzt-Chef rechnete mit einer schnellen Durchimpfung der Bevölkerung, sobald ein Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar sei, mit dem in Hausarztpraxen geimpft werden könne. "Wir könnten 20 bis 30 Millionen Menschen in ein bis zwei Monaten durchimpfen", sagte Gassen.
Er sprach sich zudem gegen ein Feuerwerksverbot an Silvester aus. Dies sei "keine geeignete Maßnahme", sagte Gassen. Fast alle Patienten, die an Silvester in die Notaufnahme kämen, gingen "bereits nach wenigen Stunden mit einem Verband nach Hause" und seien deshalb nicht die Menschen, die die Intensivstationen für Corona-Patienten blockierten.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/sha
(END) Dow Jones Newswires
November 25, 2020 06:12 ET (11:12 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.