
DJ DIW: Wirtschaftsleistung bricht ein, aber nicht so massiv wie im Frühjahr
BERLIN (Dow Jones)--Die zweite Corona-Welle macht der deutschen Wirtschaft zunehmend zu schaffen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erklärte am Donnerstag, dass die Wirtschaftsleistung einbreche, aber der Einbruch dennoch nicht so massiv sei wie im Frühjahr. Das Institut erwartet für das Schlussquartal eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um mindestens 1 Prozent. Das DIW-Konjunkturbarometer gibt im November zudem weiter nach und liegt mit 101 Punkten noch einmal um 4 Punkte niedriger als vor einem Monat.
Dieser Einbruch komme, obwohl die aktuellen Zahlen und Indikatoren die Auswirkungen der zweiten Infektionswelle und der Lockdown-Maßnahmen bisher kaum darstellen können - die tatsächlichen Einbußen dürften also noch höher ausfallen, als es der Barometerstand derzeit nahelegt.
"Die deutsche Wirtschaft bricht zum Jahresende nach der Erholung im Sommer wieder ein", sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Die Frage ist nur wie stark. Der Rückgang hängt maßgeblich vom Verlauf der Pandemie und von der Dauer des Lockdowns ab. Da die Beschränkungen bisher weniger weitreichend sind als im Frühjahr, dürften die Folgen - Stand jetzt - milder ausfallen. Außerdem profitieren wir vielerorts von den Erfahrungen im Umgang mit dem Virus."
Weil sich einige Wirtschaftsbereiche wie Kunst und Unterhaltung bis zuletzt nur teilweise erholt hätten, vollziehe sich der neuerliche Absturz dort von einem niedrigerenNiveau. Die prozentualen Rückgänge fielen dadurch nicht so deutlich aus, was die Lage aber nicht besser mache.
"Unter dem Strich dürfte die wirtschaftliche Aktivität dort auf ein ähnlich tiefes Niveau absacken wie im Frühjahr, möglicherweise sogar darunter", sagt DIW-Ökonom Simon Junker. So könnten etwa Außer-Haus-Verkäufe, die die Gastronomie im ersten Lockdown etwas gestützt hatten, im Winter weniger attraktiv sein. Mit dem Wegfall beispielsweise von Weihnachtsmärkten und -feiern dürfte in vielen Branchen ein besonders großer Teil des Jahresgeschäfts wegbrechen.
Auch sei derzeit noch schwer abzusehen, wie stark die Nachfrage aus dem Ausland von den diversen Lockdown-Maßnahmen in vielen anderen Ländern betroffen sein wird, so das DIW.
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November 26, 2020 04:34 ET (09:34 GMT)
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