
DJ DSGV: Wirtschaftliche Brexit-Effekte bereits weitestgehend eingepreist
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe sehen nur geringe wirtschaftliche Auswirkungen eines Scheiterns der laufenden Brexit-Gespräche über ein Handelsabkommen mit London. "Die wirtschaftlichen Effekte des Austritts Großbritanniens aus der EU sind weitestgehend eingepreist - unabhängig davon, ob ein Handelsabkommen zustande kommt oder nicht", sagte der Chefvolkswirt der BayernLB, Jürgen Michels, laut Deutschem Sparkassen- und Giroverband (DSGV). "Mit Abkommen sind die negativen Effekte für Großbritannien jedoch geringer."
Großbritannien ist besonders stark von der Corona-Pandemie getroffen und gemessen am Wachstum des Bruttoinlandsproduktes schon lange das Schlusslicht Europas. "Ein Handelsabkommen mit der EU abzuschließen, sollte im ureigenen Interesse der Briten liegen." Seit der Entscheidung für einen Brexit im Jahr 2016 seien in der EU hingegen bereits viele Anpassungen vorgenommen, die die wirtschaftlichen Auswirkungen abmilderten. So habe die EU-Kommission im Finanzsektor in einer ersten Äquivalenzentscheidung für die Zeit nach dem 1. Januar 2021 beschlossen, dass die Regeln für britische zentrale Gegenparteien zunächst für weitere 18 Monate unverändert weiter gelten.
"Der Bankensektor hat sich gut auf den Austritt Großbritanniens aus der EU vorbereitet", betonte DSGV-Chefökonom Reinhold Rickes. So hätten nach Angaben der Bundesbank die Geldhäuser bisher allein nach Deutschland Bilanzpositionen in Höhe von 278 Milliarden Euro verlagert und wollten diese Summe bis Anfang 2021 auf 675 Milliarden aufstocken. Von einer angekündigten Verlagerung vieler Mitarbeiter in die EU profitiere in erster Linie Frankfurt am Main.
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November 30, 2020 05:16 ET (10:16 GMT)
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