DJ Rabobank: EZB kappt Renditen und betreibt Zinskurvenkontrolle "lite"
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Rabobank ordnet die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) vor dem Hintergrund der Covid-19-Krise neu ein. Nach Einschätzung der Analysten dieser Bank hat es in den vergangenen Monaten zwei wichtige Änderungen gegeben, die den Zweck der "Quantitativen Lockerung" (QE) betreffen und ihre operative Umsetzung.
1. Der Zweck von QE
"Es sieht so aus, als ob die Erklärung, QE funktioniere vor allem über den Porfolioeffekt oder die Steigerung der Geldmenge, an Bedeutung verloren hat und dass der primäre Zweck inzwischen ist, die Staatsanleiherenditen auf einem niedrigen Niveau zu halten", heißt es in einem Kommentar der Bank. Grund ist laut Rabobank der starke Anstieg der Staatsschulden, von denen inzwischen nicht mehr angenommen werden könne, dass sie sich in den nächsten Jahren über höhere Inflation oder mehr reales Wachstum abbauen ließen. "Deshalb ist die EZB jetzt für längere Zeit dabei", meinen die Analysten und weisen auf eine damit zusammenhängende zweite Veränderung hin:
2. Zinskurvenkontrolle "lite"
Die Analysten weisen darauf hin, dass sich die EZB nicht mehr an den Kauf bestimmter monatlicher Anleihemengen für eine bestimmte Anzahl von Monaten binde, sondern sich stattdessen ein bestimmtes Kaufvolumen für einen bestimmten Zeitraum vorgebe. So ist es jedenfalls bei dem derzeit dominanten Pandemiekaufprogramm PEPP. Das bedeute, dass die EZB jederzeit plötzlich große Volumen kaufen und damit Handelsstrategien torpedieren könne, die auf steigende Renditen abzielten.
"Die Schönheit dieser Strategie besteht darin, dass die tatsächlichen monatlichen Käufe ziemlich oder sehr niedrig sein können", merken die Analysten an. Das sei eine Zinskurvenkontrolle, wenn auch nur "lite", da die EZB keine Renditeziele genannt habe und angesichts der breiten Palette von Staatsanleihen im Euroraum wohl auch nie nennen werde.
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December 03, 2020 04:37 ET (09:37 GMT)
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