DJ Altmaier plant Gesetz gegen das Bezahl-Chaos an Ladesäulen
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung will das Bezahl-Chaos an Ladestationen im In- und Ausland besser in den Griff bekommen und dazu einen eigenen Gesetzentwurf vorlegen. Das Wirtschaftsministerium entwickele "derzeit einen Vorschlag für ein nutzerfreundliches und europaweit einsetzbares Bezahlsystem für das spontane Laden an öffentlichen Ladesäulen", erklärte Minister Peter Altmaier (CDU) anlässlich eines Spitzengesprächs zur Ladeinfrastruktur in Berlin. "Zugleich spielt die Energiewirtschaft eine ganz wichtige Rolle dabei, Netzprobleme zu vermeiden, wenn viele Elektroautos gleichzeitig laden."
Ziel sei ein wettbewerblicher und vorausschauender Aufbau von Ladesäulen, so Altmaier. Bislang ist der Wettbewerb in dem Markt Experten zufolge beeinträchtigt: Nicht nur die Monopolkommission hatte vor einer zu starken Konzentration gewarnt. Im Juli leitete auch das Bundeskartellamt eine Sektoruntersuchung im Bereich öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur ein. Bei der Behörde waren zuvor zahlreiche Beschwerden über die Preise und Konditionen an Ladesäulen eingegangen. Ein Problem ist aus Sicht der Kartellwächter auch der diskriminierungsfreie Zugang - Fahrer von Elektroautos können oft nicht überall sofort laden und müssen sich erst für die neuen Betreiber aufwändig registrieren.
Bei dem Spitzentreffen, an dem auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Vertreter der Energiewirtschaft, der kommunalen Unternehmen und der Automobilindustrie teilnahmen, bekräftigten die Beteiligten ihren Willen zur zielgerichteten Zusammenarbeit. Für das neue Bezahlsystem sollen auch einheitliche technische Standards geschaffen werden, die das Ladeerlebnis überall in der EU, aber auch die Netzintegration verbesserten, hieß es.
Verkehrsminister Scheuer forderte die Energiewirtschaft "als einen der ganz wichtigen Player" auf, für "ein schnelles unkompliziertes Verlegen von Netzanschlüssen" zu sorgen. "Wir brauchen verlässliche und unkomplizierte Ladevorgänge mit einer Zahlungsmöglichkeit für alle Ladesäulen. Und wir brauchen einheitliche Standards, wie etwa beim Plug & Charge", so Scheuer.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) erklärte, es dürfe dabei weniger um ein einheitliches Bezahlsystem als vielmehr um einfache und flexible Bezahlmöglichkeiten für Kunden gehen. "Nur Einheitlichkeit aus Prinzip schränkt die Möglichkeiten der Kunden ein und nimmt den Betreibern von Ladesäulen Flexibilität und Innovationsspielräume", warnte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.
Zusammen mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordern die Stadtwerke außerdem einen besseren Rechtsrahmen für die Elektromobilität - etwa mit Blick auf das derzeit beratene Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) - als auch einen nationalen Stakeholderdialog, der über den heutigen Gipfel hinausgeht.
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December 03, 2020 07:30 ET (12:30 GMT)
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