DJ "Corona-Helden" bleiben beim Einkommen abgehängt - Studie
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Ausgerechnet Berufe, die in der zweiten Welle der Corona-Pandemie erneut in den Blickpunkt gerückt sind, haben bei Gehaltserhöhungen einer neuen Studie zufolge das Nachsehen. Nach der Erhebung der Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zur Lohneinkommensentwicklung bis 2025 drohen den unteren Lohngruppen in den kommenden Jahren sogar reale Einkommensverluste. Hingegen vergrößern Beschäftigte mit eher hohen Gehältern demnach ihren Vorsprung.
Die durchschnittlichen Bruttojahresverdienste im Gesundheits- und Sozialwesen werden nach den Daten 2025 um 4.400 Euro unterhalb des durchschnittlichen Einkommens liegen, im Einzelhandel gar um 10.200 Euro, erklärte die Stiftung. Das verfügbare reale Einkommen der unteren Einkommensgruppen werde bis 2025 sogar um etwa 2 Prozent zurückgehen. "Die geringe Inflation frisst die noch geringeren Lohnzuwächse auf", sagte Studienleiter Torben Stühmeier.
Das Lohnwachstum in den Branchen hänge mit dem jeweiligen Produktivitätswachstum zusammen. Beschäftigte mit Spezialwissen, in Branchen mit Tarifbindung und in kapitalintensiven Sektoren profitierten am stärksten. Das Wachstum der Arbeitsproduktivität werde bis 2025 hingegen in den arbeitsintensiven Branchen des Gesundheitswesens oder des Einzelhandels nur etwa halb so hoch ausfallen wie im verarbeitenden Gewerbe sowie der Chemie- und Elektroindustrie. Entsprechend geringer sei der Spielraum für Lohnerhöhungen.
"Somit müssen Produktivitätssteigerungen auch in den arbeitsintensiven Branchen, in der Pflege oder dem Gesundheitswesen, auf die Agenda rücken", so die Stiftung. Die Digitalisierung von Abläufen und Dokumentationen etwa biete hier noch reichlich produktivitätssteigerndes Potenzial. Hiervon würden laut Studie am Ende auch die Erwerbstätigen profitieren. Von der geringen Lohndynamik sind nach der Erhebung besonders Alleinerziehende betroffen. Besonders begünstigt würden durch die Entwicklung hingegen Paare ohne Kinder.
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December 08, 2020 10:31 ET (15:31 GMT)
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