
DJ Autoindustrie kritisiert fehlenden Brüsseler Fokus auf E-Fuels
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Autobauer haben mit Skepsis auf die Mobilitätsstrategie der EU-Kommission reagiert und einen stärkeren Fokus auf alternative Kraftstoffe gefordert. "Die EU-Kommission setzt in ihrer Mobilitätsstrategie viel zu einseitig auf Schiffe und Züge", erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA). "In der Realität ist aber nach wie vor die Straße der wichtigste Ort für die individuelle Mobilität der Menschen und die Logistik." Sie werde auch in Zukunft einen wichtigen Anteil haben.
Auch die Brüsseler Pläne zum Aufbau von drei Millionen öffentlichen E-Ladepunkten in Europa bis 2025 hält der VDA für zu kurz gegriffen. "Die geplanten reichen bei weitem nicht aus, um alle neuen E-Autos zu versorgen." Hier brauche es energische Anstrengungen auf allen Ebenen in ganz Europa, um die Infrastruktur für Pkw und Nutzfahrzeuge massiv auszubauen. In ganz Europa gebe es 270 Millionen Pkw und 42 Millionen Nutzfahrzeuge, weshalb neben dem Aufbau der Elektromobilität E-Fuels nötig sein. "Diese Realität darf eine nachhaltige und intelligente Mobilitätsstrategie nicht ignorieren."
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnte indes davor, den Verkehr kurzfristig in den europäischen Emissionshandel EU-ETS einzubeziehen. Dies berge "das signifikante Risiko, dass Vermeidungsanstrengungen im Verkehrssektor geschwächt werden, weil die CO2-Minderungen aufgrund der unterschiedlichen Preiselastizitäten und Vermeidungskosten mit 'günstigeren' ETS-Zertifikaten erfüllt werden könnten", erklärte BDEW-Chefin Kerstin Andreae. "Damit würde der Verkehrswende ein Bärendienst erwiesen werden."
Stattdessen sollte die Bepreisung über zunächst über eine Steuer abgebildet werden. Deren Höhe müsse sich aus Sicht des BDEW am CO2-Zertifikatepreis im EU-Emissionshandel orientieren. Möglich sei auch ein spezifisch gestaltetes europäisches Emissionshandelssystem. "Eine CO2-Bepreisung muss außerdem von einem breiten Maßnahmenmix flankiert sowie die Erlöse über eine Förderung von klimaschonenden Technologien genutzt werden, um den Umstieg für Bürger und Unternehmen zu erleichtern", betonte Andreae.
Die EU-Kommission hatte am Mittwoch in ihrer Strategie vorgeschlagen, bis 2030 insgesamt 30 Millionen emissionsfreie Autos auf die Straße zu bringen. Bis nächsten Sommer will die Brüsseler Behörde dazu ein Vorschlag für eine neue Euro-Abgasnorm 7 vorlegen. Binnen zehn Jahren sollen zudem doppelt so viele Hochgeschwindigkeitszüge und 50 Prozent mehr Güterzüge verkehren. Die EU hat sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu sein.
(Mit Material von AFP)
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December 09, 2020 11:14 ET (16:14 GMT)