DJ Bundesregierung: Mit Zukunftsfonds bis zu 60 Mrd Euro für Start-ups
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung erwartet vom Start des Zukunftsfonds eine hohe Mobilisierung von Investoren-Kapital für Start-ups. "Da werden wir nochmals im Verhältnis 2:1 private Gelder anreizen", erklärte der Start-up-Beauftragte der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU). So könne der mit 10-Milliarden-Euro-Fonds auf bis zu 30 Milliarden Euro gehebelt werden. Die Bundesregierung habe bereits 10 Milliarden Euro für Investments in die Gründerszene bereitgestellt, "so dass wir damit insgesamt auf 60 Milliarden kommen", rechnete Jarzombek vor.
Ende November hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags in seiner Bereinigungssitzung den Weg für den neuen "Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien" freigemacht, so dass dieser nun ab 1. Januar 2021 starten kann. Die 10 Milliarden Euro sollen bis 2030 ausbezahlt werden. Das Programm hatten Union und SPD bereits im Koalitionsvertrag vereinbart und dann vor einem Jahr in einem Koalitionsbeschluss konkretisiert, um Jungunternehmen beim Wachstum zu helfen. Denn Start-ups in Deutschland, die in den ersten Finanzierungsrunden noch erfolgreich sind, scheitern oft in den größeren Runden, weil es an Wagniskapital fehlt. Hochrisiko-Investments werden etwa von Versicherern, die strengen Eigenkapital-Vorgaben unterliegen, gemieden.
Die meisten Elemente des Zukunftsfonds sollen im kommenden Jahr oder 2022 verwirklicht werden. Inhaltlich sollen sie unter dem Dach der KfW Capital in Form eines "Wasserfall-Modells" aufgebaut werden. Dabei werden zwei Tranchen gebildet, eine mit hohem Risiko, bei der aber auch eine volle Gewinnbeteiligung möglich sein soll. Für die zweite Tranche will die Bundesregierung gezielt institutionelle Investoren wie Versicherer ansprechen, betonte Wirtschaftsstaatssekretär Jarzombek. "Die wird dann eine Verzinsung haben, die jetzt nicht atemberaubend ist, aber in diesen zinslosen Zeiten durchaus eine gewisse Attraktivität hat, wo man nicht mehr im Risiko ist, aber dann eben auch an den Gewinnen nicht beteiligt wird."
Von einem "Riesen-Schlag nach vorne" sprach Jarzombek. "Das ist das größte, was es überhaupt in Europa gibt." Bereits in der vergangenen Finanzierungsperiode hätten die Start-up-Investments verfünffacht werden können. Diese seien nicht nur "zu 100 Prozent" zurückgekommen für den Steuerzahler, so der Start-up-Beauftragte. "Wir verdienen hier Geld für die Steuerzahler." Auch Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (SPD) betonte, es sei "gut, dass wir gleich in die Vollen gehen".
Erst am Montag hatte das Wirtschaftsministerium angekündigt, den ERP/EIF-Dachfonds um eine Milliarde auf 3,7 Milliarden Euro aufzustocken. Der Fonds wird hälftig vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) und dem vom Wirtschaftsministerium verwalteten ERP-Sondervermögen gespeist. Zudem wurde kurz zuvor das 2 Milliarden Euro schwere Rettungspaket für Start-ups und kleine Mittelständler bis zum 30. Juni 2021 verlängert.
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December 09, 2020 11:50 ET (16:50 GMT)
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