DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
WIRECARD-UNTERSUCHUNG - Im Wirecard-Skandal gerät die Wirtschaftsprüfer-Aufsicht Apas unter Druck. Ihr wird vorgeworfen, nach einem Telefongespräch mit dem Wirecard-Abschlussprüfer EY im Februar 2019 weitere notwendige Schritte unterlassen zu haben, heißt es bei Mitgliedern des Bundestags-Untersuchungsausschusses. Am Donnerstag sind dort die Apas-Verantwortlichen als Zeugen geladen. EY wiederum wirft der Apas vor, in ihrer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft "Sachverhalte aus dem Kontext gerissen zu haben". Auf Basis des Schreibens der Prüferbehörde hat die Münchener Staatsanwaltschaft vorige Woche Ermittlungen eingeleitet. (Handelsblatt/FAZ)
ARBEITSMARKT - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erwartet auch nach der erneuten Verschärfung der Corona-Krise keine bleibenden Schäden für den deutschen Arbeitsmarkt. "Gemessen am tiefen Einschnitt der Wirtschaft ist der Tsunami am Arbeitsmarkt durch durchdachte Entscheidungen ausgeblieben", sagte der der SPD-Politiker der Augsburger Allgemeinen. "Die Corona-Pandemie hat zur größten Wirtschaftskrise unserer Generation geführt", betonte Heil. "Jetzt geht es darum, dauerhaften Schaden am deutschen Arbeitsmarkt zu verhindern." Dabei werde das Instrument der Kurzarbeit weiterhin die wichtigste Rolle spielen. Er bleibe zuversichtlich, dass im kommenden Jahr weniger Menschen in Kurzarbeit sein werden als 2020, ohne dass dies zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit führen werde. (Augsburger Allgemeine)
FRANKREICH - Die Wirtschaftsminister von Deutschland und Frankreich wollen der europäischen Wirtschaft mit industriepolitischen Initiativen zu mehr Wachstum verhelfen. In den nächsten Monaten sei in Europa mit einer wachsenden Zahl von Firmeninsolvenzen zu rechnen, warnten Minister Peter Altmaier und sein französischer Kollege Bruno Le Maire im Interview mit dem Handelsblatt. Daher gelte es, "die industriellen Prioritäten zu definieren, die in den kommenden Monaten umgesetzt werden sollen", so Altmaier. Gemeinsam mit der EU-Kommission bereiteten beide Länder umfassende Technologieprojekte zu Mikroelektronik, 5G und Wasserstoff vor. "Wir bauen die wirtschaftliche und technologische Souveränität Europas", sagte Le Maire. Eine aktive Industriepolitik sei auch mit Blick auf China geboten - das Land erhole sich schnell von der Pandemie und verfolge zielstrebig sein Ziel, technologisch eigenständig zu werden. Die Stärkung der heimischen Industrie habe zwar ihren Preis auch für die Steuerzahler, sagte Altmaier. "Aber wir sollten nicht akzeptieren, wenn große Teile der Wertschöpfung der Zukunft komplett außerhalb Europas stattfinden." Konkret plant Altmaier, in Kürze ein europäisches Projekt für den Einsatz von grünem Wasserstoff in der Stahlbranche vorzustellen und einen Milliardenbetrag für die Entwicklung von Prozessoren bereitzustellen. Um den Rückstand in der Chipindustrie auf Asien und die USA aufzuholen, wären laut der Unternehmensberatung McKinsey aber mehr als 40 Milliarden Euro nötig. (Handelsblatt)
KLIMASCHUTZ - Der coronabedingte Einbruch des globalen Treibhausgasausstoßes geht am Klima fast spurlos vorüber. Nach Zahlen des UN-Umweltprogramms dürften zwar die Emissionen um sieben Prozent sinken. Auf den Anstieg der Erdtemperatur habe das aber kaum Einfluss. Dazu sei nun ein "grüner Umbau" nötig. (SZ)
CHIPINDUSTRIE - Europa ist abhängig von amerikanischen und asiatischen Chipherstellern. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, wie eine bislang unveröffentlichte Studie der Unternehmensberatung McKinsey zeigt. Demnach hinkt Europa in den meisten Kernbereichen der strategisch wichtigen Industrie um Jahre hinterher. Mindestens zehn Jahre würde es dauern, bis Europa etwa bei Prozessoren zur Weltspitze aufschließen könnte, schätzen die Halbleiter-Experten von McKinsey. Prozessoren sind das Gehirn eines jeden Rechners. Es sind US-Firmen wie Intel, AMD und Qualcomm, die dieses Geschäft dominieren. Bei Speicherchips sei ebenfalls mit einer Dekade zu rechnen, bis Europa zu den Marktführern aus Südkorea, Amerika und Japan aufschließen könne, so McKinsey. Nicht viel anders sieht es bei den Fabriken aus: Um auf den fortschrittlichsten Stand der Fertigung zu kommen, sei sogar mit bis zu 15 Jahren Vorlauf zu rechnen. Fachleute sprechen bei den modernsten Werken von der sogenannten "Leading Edge". Gleichwohl gebe es durchaus eine Chance, den Anschluss wieder herzustellen, sagt Ondrej Burkacky, Partner und Halbleiterexperte von McKinsey: "Europas Aufholjagd ist nicht aussichtslos. Aber der Abstand wird aktuell größer." (Handelsblatt)
DIHK - Fünf Unternehmen klagen gegen ihre Industrie- und Handelskammer (IHK) und wollen so den Austritt der jeweiligen IHK aus dem Dachverband Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) durchsetzen. Entsprechende Eilanträge wurden bereits gegen die Kammern in München, Stuttgart, Köln, Ostwestfalen und Kassel vor den Gerichten eingereicht. Dies berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Kläger berufen sich auf das jüngste Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Das hatte Mitte Oktober in einer Grundsatzentscheidung IHK-Mitgliedsunternehmen das Recht eingeräumt, ihre regionale IHK zu zwingen, aus dem DIHK auszutreten, vorausgesetzt, der Dachverband hält sich nicht mit allgemein-politischen Aussagen zurück, die die Kammer-Kompetenzen überschreiten. Die IHK Nord Westfalen muss deshalb den DIHK verlassen. (Süddeutsche Zeitung)
MEHRWERTSTEUER - Mit der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer auf 16 und 5 Prozent wollte die Bundesregierung in der Corona-Krise den Konsum ankurbeln. Aus Sicht des Einzelhandels hat die rund 20-Milliarden Euro teure Maßnahme aber nur wenig gebracht, berichtet die Wirtschaftswoche. "Die Mehrwertsteuersenkung hat nur für eine marginale Konsumbelebung gesorgt", sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE), dem Magazin. Wirkung habe die Steuersenkung demnach primär im Handel mit hochpreisigeren Waren erzielt, beispielsweise im Möbelhandel. Insgesamt habe die Steuersenkung aber nichts gegen die negativen Effekte der Pandemie auf den Konsum ausrichten können. Im Gegenteil: "Für die meisten Händler war der Aufwand der Umstellung deutlich höher als der Nutzen", sagte Genth. In vielen Läden mussten Kassentechniker in die Systeme eingreifen und Preise neu ausgezeichnet werden. Deshalb fordert Genth die zum Jahresende auslaufende Steuersenkung zu verlängern. "Dann kann sich der Aufwand der Umstellung besser amortisieren." (Wirtschaftswoche)
KANZLERKANDIDAT - CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat für eine möglichst späte Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der Union geworben. Er halte "den Gedanken für klug, in einer so außergewöhnlichen Lage ein Nebeneinander von amtierender Kanzlerin und Kanzlerkandidat nicht zu lange werden zu lassen. Deshalb ist es sinnvoll, unseren Kandidaten später im Jahr zu benennen und nicht gleich nach der Entscheidung über den neuen CDU-Vorsitzenden", sagte Spahn im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Eine Kür sechs Monate vor der Wahl wäre früh genug. Das hieße: Im März oder April sollten wir uns einigen. Dann reicht die Zeit, um einen auf unseren Kandidaten zugeschnittenen Wahlkampf zu führen." (Neue Osnabrücker Zeitung)
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December 10, 2020 00:28 ET (05:28 GMT)
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