DJ MARKT-AUSBLICK/Das Wichtigste kommt zum Schluss
FRANKFURT (Dow Jones)--Eine interessante Woche kommt auf die Marktteilnehmer zu. Denn obwohl sich die meisten Anleger auf eine ruhige vorweihnachtliche Woche mit möglichst wenig veränderten Kursen freuen, könnte ihnen der Datenkalender in die Suppe spucken. Angesichts der Richtung Jahresende immer weiter abnehmenden Volumina an den Börsen besteht damit das Risiko steigender Volatilität.
Schließlich sind die Daten der Woche keine Eintagsfliegen, sondern weitreichende Aussagen, die neue Positionierungen erzwingen könnten. Allen voran die frischen Einkaufsmanager-Indizes (PMI) für Dezember aus den USA, über China bis nach Europa. Dazu kommt der deutsche Ifo-Geschäftsklima-Index am Freitag, der dazu noch genau mit dem Großen Dezember-Verfalltag der Aktien- und Indexoptionen zusammen fällt. Marktteilnehmer dürften daher tunlichst versuchen, bereits im Wochenverlauf mit der Abwicklung ihrer Optionsgeschäfte fertig zu werden.
Die wichtigsten Daten kommen zum Schluss
Die Flut an frischen Konjunkturdaten ist durchaus geeignet, neue Erkenntnisse über die Wirtschaftslage und vor allem die Erwartungen an die Zeit nach der zweiten Corona-Welle zu bringen. Und mit den Daten zur Industrieproduktion rund um den Globus werden die PMI noch von weiteren wichtigen Nachrichten flankiert. Dazu kommen zahlreiche Konjunkturprognosen von diversen Instituten, unter anderem Ifo und Ifw, mit ihren weitreichenden und stimmungsprägenden Vorhersagen. Investoren könnten daher zu Neubewertungen und Anpassungen ihrer Positionen gezwungen werden, was bei ausgedünnten Vorweihnachts-Volumina zu Kursverwerfungen führen könnte.
Getoppt wird das ganze dann auch noch von vielen Notenbanksitzungen. Nach der Ausweitung des Anleihekaufprogrammes durch die EZB wird vor allem auf die US-Notenbank und ihre geldpolitischen Lockerungen geachtet. Sollte dort die Gelddruckmaschine noch weiter zum Heißlaufen gebracht werden, könnte auch der Euro weiter zum Dollar zulegen. Dies wäre eine weitere Belastung für Europas Aktien, die ohnehin unter erneuten Corona-Lockdows leiden dürften. Besonders der DAX dürfte dann Schwierigkeiten haben, sich deutlich von der 13.000er-Marke abzuheben.
Brexit und Biden im Blick
Und zuletzt könnte auch noch die Politik die Börsen ausbremsen. Vor allem das lange mit Gähnen quittierte Thema "Brexit" drängt wieder mit aller Macht nach vorn. Hier könnte sich die Nachrichtenlage stündlich ändern, da mit dem naherückenden 1. Januar das Risiko eines harten Brexits immer weiter steigt.
Aber wenigsten der Montag bietet die Chance auf globale Wohlfühllaune: denn wenn das Electoral College mit seinen 538 Wahlleuten der US-Bundesstaaten einen neuen Präsidenten bestimmt, werden im Anschluss versöhnliche Reden von Joe Biden erwartet. Die eher faktenorientierten Börsianer dürften dies schnell in Spekulationen über weitere Rettungspakete umformulieren und trotz Corona gutgelaunt gen Weihnachten marschieren.
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December 11, 2020 07:44 ET (12:44 GMT)
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