DJ Bayaz (Grüne) stellt Verdachtsanzeige wegen Wirecard-Insiderhandels
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Grünen-Obmann im Wirecard-Untersuchungsausschuss, Danyal Bayaz, hat nach Aussagen des Chefs der Abschlussprüferaufsicht Apas zu eigenen Aktienkäufen eine Verdachtsanzeige gegenüber der Hinweisgeberstelle der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin gestellt. Das gab Bayaz in einer Mitteilung bekannt. "Nach meinem Verständnis legen die Aussagen von Ralf Bose, dem Leiter der Apas, im gestrigen Untersuchungsausschuss den Verdacht von Insiderhandel nahe", erklärte der Grünen-Finanzexperte. Daher habe er den Sachverhalt an die Hinweisgeberstelle der Bafin übermittelt, die für solche Fälle zuständig sei. "Wenn sich der Verdacht bestätigt, muss die Bafin unverzüglich Strafanzeige gegen Herrn Bose stellen."
Bose hat laut seiner Aussage in dem Ausschuss selbst mit Aktien des mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleisters gehandelt. Laut Bundestags-Pressedienst hatte er nach eigenen Angaben aus der Sitzung des Gremiums Ende April 2020 erstmals Wirecard-Aktien gekauft und sie dann am 20. Mai wieder verkauft.
Bayaz betonte, ganz unabhängig vom Vorwurf des Insiderhandels zeigten die Aussagen des Apas-Chefs "eine erschreckende Ignoranz gegenüber einem Interessenskonflikt, wie er offensichtlicher kaum sein könnte". Hier sei jetzt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gefragt, dessen Ministerium die Rechtsaufsicht über die Apas ausübt. Altmaier müsse umgehend die Compliance-Regeln in seiner Behörde verschärfen und "für einen personellen Neuanfang an der Spitze der Apas sorgen".
Auch der Unions-Obmann in dem Ausschuss, Matthias Hauer (CDU) forderte, Boses Verhalten dürfe "nicht ohne Konsequenzen für ihn persönlich bleiben". Es sei "starker Tobak", dass der Apas-Chef während eines laufenden berufsrechtlichen Verfahrens gegen Prüfer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY mit Wirecard-Aktien gehandelt habe. "Das ist rechtlich sauber zu prüfen und mit den Beteiligten zu erörtern."
Altmaier hatte sich am Morgen bereits "befremdet" über die Aussage des Behördenleiters gezeigt. "Wir werden sehr genau überprüfen, ob die geltenden Regelungen eingehalten worden sind und ob es geboten ist, daraus Konsequenzen zu ziehen", hatte er gesagt, zugleich aber gemahnt, dass "Sorgfalt vor Schnellschüssen" stehen müsse. FDP-Finanzsprecher Florian Toncar und Linke-Fraktionsvize Fabio De Masi hatten zuvor ebenfalls personelle Konsequenzen an der Spitze der Apas gefordert.
(Mitarbeit: Petra Sorge)
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December 11, 2020 12:06 ET (17:06 GMT)
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