LONDON/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Weniger als 48 Stunden vor Ablauf der selbstgesetzten Frist für einen Durchbruch bei den Gesprächen über einen Brexit-Handelspakt wachsen die Zweifel an einem Übereinkommen. Spätestens am Sonntag, so entschieden es beide Seiten, soll eine Entscheidung her.
Bundesaußenminister Heiko Maas zufolge wird eine Einigung "mit jedem Tag schwieriger, aber sie ist immer noch möglich", wie der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte. Er fügte hinzu: "Deshalb verhandeln wir als EU weiter, solange das Fenster auch nur einen Spalt offen ist. Wir werden sehen, was bis Sonntag gelingt, und dann die Lage wieder bewerten."
Theoretisch wäre Zeit bis kurz vor dem Jahreswechsel. Erst dann läuft die Übergangsphase aus, in der trotz des EU-Austritts der Briten noch alles beim Alten bleibt. Britische Medien spekulieren daher, ob selbst bei einem Eingeständnis des Scheiterns am Sonntag nicht doch noch eine Rückkehr an den Verhandlungstisch möglich wäre.
Der britische Premierminister Boris Johnson schwor seine Landsleute schon mal auf einen No Deal ein. Es sei "sehr, sehr wahrscheinlich", dass die Verhandlungen scheiterten, sagte er. Doch auch das sei eine Lösung, die "wunderbar für Großbritannien" sei. Man könne schließlich genau das tun, was man wolle vom 1. Januar an, sagte der Premier am Freitag.
Bedeutendster Streitpunkt neben der Fischerei ist das Thema Wettbewerbsbedingungen. Brüssel stellt sich auf den Standpunkt, dass die Konkurrenz aus Großbritannien nur dann auf zollfreien Handel hoffen kann, wenn auf beiden Seiten des Ärmelkanals gleiche Arbeitnehmer-, Sozial- und Umweltstandards gelten./cmy/DP/zb