TOKIO (dpa-AFX) - Angesichts gestiegener Corona-Infektionszahlen wird Japans Regierung eine umstrittene Förderkampagne zur Ankurbelung des Binnentourismus um die Neujahrsfeiertage herum aussetzen. Wie der japanische Ministerpräsident Yoshihide Suga am Montag bekanntgab, soll die Subventionskampagne landesweit vom 28. Dezember bis zum 11. Januar außer Kraft gesetzt werden. Über das weitere Vorgehen werde je nach Entwicklung der Lage entschieden. Am Vortag war die Zahl der Infizierten mit schweren Symptomen auf den Rekord von 583 Personen gestiegen. Experten sprechen inzwischen von einer dritten Infektionswelle, die Japans Gesundheitssystem zu überlasten droht.
Kritiker sehen die Förderkampagne als einen Grund für die zuletzt wieder deutlich gestiegenen Infektionszahlen an. Die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zählt inzwischen landesweit mehr als 182 000 Infektionsfälle und mehr als 2600 Tote. Harte Ausgangsbeschränkungen wie in Europa hat es in Japan, das im nächsten Sommer die Olympischen Spiele in Tokio austragen will, zu keinem Zeitpunkt gegeben. Die Bürger sind lediglich aufgerufen, Abstand zu halten und auf Hygiene zu achten. Praktisch jeder Bürger der 127-Millionen-Nation trägt freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz.
Mit dem im Juli gestarteten Subventionsprogramm zur Ankurbelung des Binnentourismus werden bis zu 50 Prozent der Tourismusausgaben wie Beherbung und Transportkosten vom Staat bezuschusst. Der neue Regierungschef Suga, dessen Umfragewerte deutlich gesunken sind, musste einräumen, dass sich das Virus in mehr Regionen ausbreite. Kritiker warfen der Regierung vor, Priorität auf die Ankurbelung der Wirtschaft und nicht auf die Eingrenzung des Coronavirus zu legen./ln/DP/stw