DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
CORONA - Die Bundesregierung dringt bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA darauf, den vom Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech mit der US-Pfizer entwickelten Impfstoff gegen das Corona-Virus noch vor Weihnachten 2020 zuzulassen. Das berichtet Bild unter Berufung auf Regierungs- und EU-Kreise. Demnach verlangen sowohl das Bundeskanzleramt als auch das Bundesgesundheitsministerium intern von der EMA, das Vakzin bis 23. Dezember zur Verimpfung auf EU-Ebene und damit auch in Deutschland freizugeben. Die EMA hat bislang eine Entscheidung für den 29. Dezember angekündigt. Das gilt in Kreisen der Bundesregierung aber als zu spät angesichts der bereits erfolgten Zulassung des Impfstoffs in Staaten wie den USA, Großbritannien oder Saudi-Arabien. (Bild)
LOCKDOWN - Führende Ökonomen erwarten, dass die Wirtschaft den neuen Lockdown über Weihnachten und den Jahreswechsel besser verkraften wird als den ersten Lockdown im Frühjahr. "Wir rechnen in diesem Winter mit einer schwarzen Null beim Wachstum, die sich vielleicht rot einfärben kann", sagte Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), der SZ. Anders als damals werde weiter produziert. "Die Industrie hat eine gute Auftragslage, sie kann Verluste bei Handel und Dienstleistungen ausgleichen", sagte Dullien. "Wir rechnen deshalb nicht mit einem Absturz." Die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung rechnen mit einem moderaten Rückgang der Wirtschaftsleistung in den beiden Winterquartalen um rund 0,6 Prozent. "Der Zeitraum für den Lockdown ist durchaus günstig", sagte Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat. (SZ)
LOCKDOWN - Der zweite Lockdown wird die deutsche Wirtschaft nach Ansicht von Konjunkturforschern erneut in die Rezession treiben. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft schätzt den Verlust für die hiesige Volkswirtschaft zum Jahresende auf 40 bis 50 Milliarden Euro. Diese Zahlen nannte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths gegenüber dem Handelsblatt. Die Wirtschaftsleistung werde demnach im vierten Quartal 2020 um 0,8 Prozent und im ersten Quartal 2021 um 1,4 Prozent schrumpfen. Die verschärften Maßnahmen ab Mittwoch verursachen dabei nur rund ein Viertel des Rückgangs, weil von Weihnachten bis Mitte Januar das Wirtschaftsgeschehen wegen der Feiertage ohnehin heruntergefahren wird. Der Einbruch würde damit nicht annähernd so stark ausfallen wie im Frühjahr. Das IfW geht bei seiner Prognose davon aus, dass nach dem 10. Januar bis Ende März wieder ein Lockdown light gelten wird. (Handelsblatt)
SPIONAGE - Einer russischen Hackergruppe, die dem russischen Auslandsgeheimdienst SWR zugerechnet wird, ist ein spektakulärer Spionageangriff auf die gesamte westliche Welt gelungen. Die Hacker hatten mindestens seit Mai den US-Netzwerksicherheitsanbieter Solarwinds digital unterwandert und konnten über dessen Systeme eine Hintertür in den Computernetzwerken aller Solarwinds-Kunden installieren. Die Solarwinds-Kundenliste liest sich wie ein "Who is Who" internationaler Konzerne, in den USA nutzen 425 der Fortune-500-Unternehmen die betroffene Software, darunter Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin. Auch diverse US-Ministerien, das US-Militär, alle großen Mobilfunknetzbetreiber sowie Universitäten nutzen das unterwanderte Produkt namens "Orion". In Europa zählen unter anderem Siemens, die Nato, der britische National Health Service sowie das Europaparlament zu den Solarwinds-Kunden. Aber auch kleinere Unternehmen wie etwa die Sparkasse Hagen stehen auf der Referenzkundenliste des Unternehmens. (Welt)
INTERNET - Die EU-Kommission plant strengere Regeln für große Internetplattformen. Unternehmen wie Google, Amazon, Facebook und Apple sollen dazu gezwungen werden, der Brüsseler Behörde geplante Übernahmen anzumelden. Außerdem soll ihnen verboten werden, personenbezogene Daten, die sie von anderen Unternehmen erhalten, uneingeschränkt zu nutzen oder eigene Angebote in Suchergebnissen zu bevorzugen. Die Vorgaben des sogenannten Digital Market Acts (DMA) sollen dafür sorgen, dass die Unternehmen mit ihrer Marktmacht nicht den Wettbewerb erdrücken. Die Pläne werden am Dienstag vorgestellt, Parlament und Rat müssen noch zustimmen. (Handelsblatt)
AUTOBAHN - Die neue staatliche Autobahn GmbH hat zu wenig Geld für Straßenbauprojekte. Die Bundesregierung rechnet für den Zeitraum 2021 bis 2025 mit Kosten von 29,3 Milliarden Euro für Straßenbauprojekte der Autobahn GmbH. Zur Verfügung stehen im selben Zeitraum aber nur 26,6 Milliarden Euro. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des FDP-Verkehrsexperten Oliver Luksic hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. (RND)
MODEHANDEL - Der Modehandel bleibt in Deutschland durch den Lockdown auf Hunderten Millionen unverkaufter Kleidungsstücke sitzen. "Gerade im Bereich Mode sind die Lager noch übervoll", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Da die Schließung jetzt bereits vor dem 24. Dezember erfolgt, wird sich bis zum 10. Januar ein riesiger Berg von 300 Millionen Teilen unverkaufter Modeartikel auftürmen", sagte Genth. Im Weihnachtsgeschäft gingen normalerweise pro Tag im Schnitt mehr als 15 Millionen Hosen, Shirts, Schuhe und sonstige Kleidungsstücke über den Ladentisch. (Funke Mediengruppe)
BREXIT - Die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen Großbritanniens zur EU könnten bis in die kommende Woche andauern. Diese Einschätzung äußerte der Europaabgeordnete Martin Schirdewan von den Linken gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Brüssels Chefverhandler Michel Barnier berichtete am Montag einer Gruppe EU-Abgeordneter vom Stand der Gespräche mit seinem Gegenüber Lord David Frost. Daran nahm auch Schirdewan teil, der Co-Fraktionsvorsitzende der europäischen Linken im Parlament. "Nach diesem Briefing rechne ich nicht mehr mit einer Einigung in dieser Woche", sagte er. Barnier und Frost verhandeln gerade in Brüssel über einen Handelsvertrag. (SZ)
BREXIT - António Costa, Ministerpräsident Portugals, das im Januar 2021 die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, zeigt sich optimistisch, dass ein harter Brexit zum Jahreswechsel vermieden werden kann. "Der politische Wille ist das wichtigste, und ich glaube, dass er vorhanden ist", sagte im Gespräch mit der Wirtschaftswoche und weiteren europäischen Medien über die Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien. "Ohne diesen Willen hätten sowohl die EU als auch Großbritannien am Wochenende die Türen zu weiteren Verhandlungen geschlossen." Er plädierte dafür, nun den Verhandlungsteams beider Seiten zu vertrauen und ihre Arbeit machen zu lassen. (Wirtschaftswoche)
LUFTFAHRT - Die deutsche Luftverkehrswirtschaft hat einen gemeinsamen Masterplan vorgestellt, mit dem Fliegen bis 2050 klimaneutral werden soll. Man stelle sich dem Ziel, das die EU insgesamt formuliert habe, erklärte Peter Gerber, der Präsident des Branchenverbands BDL, am Montag. Allerdings brauche man dazu die Unterstützung der Politik, denn die Herausforderungen seien gewaltig. Die Branche setzt unter anderem auf neue Jets und synthetischen Kraftstoff. Die Idee der EU-Kommission, eine europaweite Kerosinsteuer einzuführen, lehnt die Luftfahrtindustrie hingegen rigoros ab. (Handelsblatt)
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December 15, 2020 00:23 ET (05:23 GMT)
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