DJ Studie sieht 18% der mittelständischen Autozulieferer gefährdet
FRANKFURT (Dow Jones)--Automobilzulieferer und Autohändler hat die aktuelle Krise besonders hart getroffen. Zu diesem Schluss kommt die jüngste Studie des Kreditversicherers Euler Hermes zur deutschen Automobilbranche. "Es gibt Licht und Schatten in der deutschen Automobilindustrie", fasst Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Gesamtlage der Branche in Deutschland zusammen.
"Elektroautos erleben seit dem Herbst durch die Kaufanreize einen regelrechten Boom und Rekord-Marktanteile. Das dürfte allerdings nicht ausreichen, um den Einbruch der restlichen Sparten zu kompensieren." Gerade für Automobilzulieferer und Autohändler sehe es aktuell eher düster aus.
Laut der Studie sind 18 Prozent der mittelständischen Zulieferer in Deutschland gefährdet. "Das sind deutlich mehr als bei den Automobilherstellern (etwa 12 Prozent) oder als in anderen Branchen", sagte Maxime Lemerle, Automobilexperte und Leiter der Branchenrisikoanalyse bei Euler Hermes. In der Schusslinie stünden vor allem Tier-2- und Tier-3-Zulieferer - insbesondere diejenigen, die nicht in der Elektromobilität tätig sind - sowie kleinere Unternehmen, und das vor allem in Süddeutschland.
"Sie sind nach wie vor stark von herkömmlichen Antriebsarten abhängig und verfügen nicht über genügend finanzielle Mittel, um eine Neuausrichtung mit wettbewerbsfähigen Produkten in der neuen Welt der Elektrofahrzeuge zu bewältigen", erläuterte Lemerle.
"Die Tier-1-Zulieferer sind im Durchschnitt finanziell stärker aufgestellt, um den Wandel vom Verbrennungs- zum Elektroantrieb zu meistern. Allerdings erwarten wir einen höheren Druck seitens der Autohersteller und die Notwendigkeit einer globalen Präsenz." Die Autohersteller selbst seien ebenfalls nicht immun und dann gefährdet, wenn sich ihre Abhängigkeit von den asiatischen Batterien verstärken sollte.
Besonders hohe Risiken sieht die Studie zudem bei den Autohändlern. Diese hätten schon vor der Krise mit einer sehr geringen Marge zwischen 0 und 1 Prozent zu kämpfen gehabt. Mit dem ersten Lockdown sei die Lage noch prekärer geworden. "Autohändler leiden immer noch unter hohen Lagerbeständen von Diesel-Fahrzeugen und stehen zudem in Konkurrenz zu den Autoherstellern selbst mit neuen Online-Marketingkonzepten", so Lemerle. "Sie haben aufgrund der insgesamt geringen Margen und dem steigenden Wettbewerb teilweise kaum noch 'Knautschzone'."
Euler Hermes geht davon aus, dass der deutsche Markt dieses Jahr mit einem Rückgang der Neuzulassungen von Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen um 22 Prozent auf 3,1 Millionen Einheiten abschließen wird. Die für 2021 erwartete Erholung des deutschen Marktes - ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - würde den diesjährigen Abschwung nur teilweise kompensieren können und wäre zudem nur von kurzer Dauer. Der Markt dürfte das Rekordniveau von vor der Krise nicht wieder erreichen, so die Studie, und in den kommenden Jahren unter 3,6 Millionen Einheiten pro Jahr bleiben.
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December 16, 2020 10:06 ET (15:06 GMT)
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