FRANKFURT (dpa-AFX) - In der Corona-Krise haben mehr Mittelständler als sonst ihre Pläne für eine Betriebsübergabe an die nächste Generation zunächst auf Eis legt. In diesem Jahr ist bei mehr als der Hälfte (51 Prozent) der kleinen und mittleren Firmen unklar, ob und wann das Unternehmen an Nachfolger übergeben werden soll, wie aus einer Befragung der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht. In den Vorjahren seien es zwischen 41 und 45 Prozent gewesen. Es sind vor allem Mittelständler mit etwas längerem Zeithorizont, die ihre Planungen aussetzen.
Unter den 3,9 Millionen Mittelständlern in Deutschland streben demnach aktuell 33 Prozent (Vorjahr: 37 Prozent) eine Nachfolgelösung an. Weitere 16 Prozent (18 Prozent) steuern auf die Stilllegung zu.
Die bereits angestoßenen Nachfolgeprozesse liegen den Angaben zufolge im Plan: Die 260 000 für die nächsten zwei Jahre vorgesehenen Übergaben sind demnach zur Hälfte fertig verhandelt, bei einem weiteren Drittel laufen die Verhandlungen. Das seien Bestwerte im KfW-Nachfolge-Monitoring, die auch einer guten Vorbereitung vor der Corona-Krise zu verdanken seien, erläuterte die Förderbank.
"Doch mit zunehmender Krisendauer steigt das Risiko von Stilllegungen anstelle einer geordneten Übergabe", warnte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Das Gelingen des Generationenwechsels im Mittelstand hängt klar von Schwere und Verlauf der Corona-Krise ab." Würden beispielsweise Planungen mittelfristig anstehender Übergaben zu lange aufgeschoben, schwänden die Erfolgschancen. "Eine gelungene Unternehmensnachfolge erfordert einen mehrjährigen Planungsvorlauf."
Ein Grundproblem bei der Unternehmensnachfolge wird der KfW zufolge durch die Corona-Krise noch verschärft: Es mangelt wegen der Altersstruktur in Deutschland und schwachem Gründergeist an unternehmerischem Nachwuchs. Die Zahl der Gründungen durch eine Übernahme stagniert den Angaben zufolge schon seit längerem bei etwa 70 000 pro Jahr. Diejenigen, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen und eine Firma übernehmen, hätten überdurchschnittlichen Finanzierungsbedarf. Sie spürten die finanziellen Risiken der Gründung besonders stark, erläuterte die KfW./mar/DP/zb