
DJ IW-Umfrage: Einschneidende Probleme in den meisten Branchen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Weite Teile der Wirtschaft haben in einer Umfrage eine deutliche Verschlechterung ihrer Lage im Jahr 2020 berichtet. "In diesem Jahr berichten die meisten Branchen von einschneidenden Schwierigkeiten und hoffen auf eine Besserung im Jahr 2021", erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) unter Verweis auf seine traditionell zum Jahreswechsel durchgeführte Verbandsumfrage. 34 der befragten 43 Verbände berichteten demnach "von einer schlechteren Wirtschaftslage als noch vor einem Jahr".
Viele Unternehmen wollten Stellen abbauen - vor allem dort, wo es bereits vor der Pandemie Probleme gab. "Zum Jahresende schaut die deutsche Wirtschaft auf eines der schwierigsten Jahre in der neueren Geschichte zurück", erklärte das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut. "Die Corona-Pandemie hat schon im Frühjahr vielen Unternehmen zugesetzt, der aktuelle Winter und die zweite Welle haben bereits angeschlagene Branchen weiter in Bedrängnis gebracht." Immer noch sei nicht absehbar, wann sich die Lage spürbar bessere. Das spiegele sich auch in der Umfrage wider.
Wer von einer besseren oder unveränderten Lage berichte, habe sich oftmals schon im Vorjahr in einer schwierigen Wirtschaftslage befunden, erklärte IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Dazu zählten beispielsweise die Automobil- und die Chemieindustrie. Immerhin seien die meisten Verbände mit Blick auf 2021 zuversichtlich und gingen davon aus, dass sich ihre Lage verbessere - wobei das Vorkrisenniveau für viele Branchen noch nicht in Sichtweite sei.
26 Verbände planten für das kommende Jahr eine höhere Produktion. 13 Verbände prognostizierten aber eine geringere Produktion, darunter der Bereich Schiffbau und Meerestechnik, Textil- und Modeverbände sowie die Ernährungsindustrie. Banken und Bauwirtschaftsunternehmen hätten ebenfalls gedämpfte Erwartungen für 2021, wobei sich hier die Pandemie bislang relativ wenig niedergeschlagen habe.
Wenig zuversichtlich ist laut den Ökonomen der Blick der Wirtschaft auf den Arbeitsmarkt: Nur fünf der 43 befragten Verbände gingen davon aus, dass ihre Mitgliedsunternehmen im kommenden Jahr mehr Mitarbeiter beschäftigen würden. Dazu zählten die Bauwirtschaft und Handwerksbetriebe, die schon vor der Krise unter Fachkräftemangel gelitten hätten. 23 Verbände erwarteten einen Beschäftigungsabbau, darunter vor allem die Industrie. Besonders pessimistisch sind laut den Angaben Verbände, in deren Unternehmen neben der Corona-Pandemie auch strukturelle Anpassungslasten bestünden, wie etwa im Finanzbereich. Auch die Automobilindustrie plane mit weniger Mitarbeitern.
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December 28, 2020 04:55 ET (09:55 GMT)
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