DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
MEHRWERTSTEUER - Die befristete Senkung der Mehrwertsteuer hat nur einen vergleichsweise geringen Effekt auf das Wirtschaftswachstum gehabt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Analyse des Ifo-Instituts. "Ziel der Senkung der Mehrwertsteuer war es, die Konjunktur durch Belebung des Binnenkonsums zu stabilisieren", sagte Andreas Peichl, einer der Studienautoren. "Unsere Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass dieses Ziel nicht wie erhofft erreicht worden ist." Bei einer Umfrage für das Ifo-Institut gaben lediglich zwei Prozent der Befragten an, eine größere Anschaffung getätigt zu haben, auf die sie ohne Mehrwertsteuersenkung verzichtet hätten. Weitere zwölf Prozent planten dies noch für 2020. Die Ifo-Forscher errechnen einen relativen Anstieg des Binnenkonsums von 0,6 Prozent durch die Maßnahme. Kosten und Nutzen der Mehrwertsteuersenkung seien damit in einem eher ungünstigen Verhältnis, sagte Ifo-Experte Peichl. (Handelsblatt/FAZ)
CHINA - Nach fast sieben Jahren Verhandlung haben sich die EU und China auf den Text eines Investitionsabkommens verständigt. "Eine politische Einigung ist vor Jahresende möglich", sagte ein Vertrauter von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Voraussichtlich an diesem Mittwoch soll die Einigung von der EU-Spitze verkündet werden. Kommissionsvize Valdis Dombrovskis hatte den Durchbruch in Gesprächen mit Peking erreicht. Das Comprehensive Agreement on Investment (CAI) soll einen verbesserten Marktzugang für europäische Unternehmen in China schaffen - und damit neue Geschäftsmöglichkeiten in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. "Das Verhandlungsergebnis ist das ehrgeizigste Ergebnis, das China jemals mit einem Drittland vereinbart hat", heißt es in Kommissionskreisen. "Bessere Wettbewerbsbedingungen im staatswirtschaftlichen China sind für deutsche, europäische und chinesische Unternehmen von großem Nutzen", sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). (Handelsblatt/SZ/FAZ/Börsen-Zeitung)
AUTOMOBILBRANCHE - "Anders als von vielen Menschen angenommen, wird 2021 für die Autohersteller viel größere Herausforderungen bringen als dieses Jahr", sagt Fabian Brandt, Partner bei Oliver Wyman. Die Gründe dafür sind laut dem Branchenkenner mannigfaltig. "Viele Märkte, vor allem in Südeuropa, schwächeln auch weiterhin. Dazu kommt der beschlossene Brexit." Die Investitionen in eigene Softwareplattformen, das autonome Fahren und eine Armada an neuen Stromautos verschlingen Milliarden. 2021 wird die Vielfalt an Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden von weniger als 70 auf mehr als 80 Modelle ansteigen. Der Absatz der Stromer dürfte nicht zuletzt durch die größere Auswahl im kommenden Jahr allein in Deutschland um ein Drittel zulegen - auf 480.000 Einheiten. "Die geringe Rendite von Elektroautos wird Bremsspuren in den Bilanzen der Unternehmen hinterlassen", gibt Brandt allerdings zu bedenken. Darüber hinaus laufen staatliche Hilfen wie Kurzarbeit und Mehrwertsteuersenkung "perspektivisch aus". (Handelsblatt)
ARZTPRAXEN - In deutschen Arztpraxen waren Abertausende sensible Datensätze von Patienten für Unbefugte zugänglich, darunter Diagnosen, Medikationspläne und Röntgenbilder. Grund dafür waren zahlreiche IT-Sicherheitslücken: "Es ist erschreckend, wie schlecht die Daten in vielen Praxen gesichert sind", sagt Martin Tschirsich, Mitglied des Chaos Computer Clubs (CCC), der die Lücken gemeinsam mit Christoph Saatjohann von der FH Münster gefunden hat. Vor allem fehlerhafte Sicherheitsvorkehrungen hätten die Datenlecks ermöglicht, sodass auch wenig versierte Angreifer die Schwachstellen hätten ausnutzen können. (Handelsblatt)
MIETENDECKEL - Seit Ende November gilt auch die zweite Stufe des Berliner Gesetzes zur Mietendeckelung. Mieten oberhalb festgelegter Grenzen müssen gesenkt werden. Experten etwa vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sehen ihren Verdacht bestätigt, dass der Mietendeckel die Lage auf dem Wohnungsmarkt nicht entspannt, sondern weiter verschärft. Erste Daten zeigen, dass in Berlin zwischen Januar und Oktober die Zahl der angebotenen Mietwohnungen um 47 Prozent gesunken ist. In Köln sank das Angebot nur um 13 Prozent, in Hamburg stagnierte es. (Handelsblatt)
- Alle Angaben ohne Gewähr.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/pi/jhe
(END) Dow Jones Newswires
December 30, 2020 00:14 ET (05:14 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.