DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
REZESSION - Noch vor wenigen Monaten war der Optimismus groß, dass die zweite Corona-Welle um Deutschland herumschwappen und sich die Wirtschaft weiter rasch von den Folgen der Pandemie erholen würde. Deutschland wurde gar schon als Wachstumslokomotive in Europa bezeichnet. Doch nun, da das turbulente Jahr 2020 hinter uns liegt, ist klar: Ein erneuter Rückfall in eine "technische" Rezession ist unausweichlich. Davon sprechen Volkswirte, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwei Quartale in Folge schrumpft. Das Handelsblatt Research Institute (HRI) geht in seiner neuen Konjunkturprognose davon aus, dass die Wirtschaftsleistung nicht nur im vierten Quartal 2020 zurückgegangen ist, sondern auch im ersten Quartal 2021 zurückgehen wird - womit die Voraussetzungen für eine Rezession erfüllt wären. Ende des ersten Quartals 2021 dürfte die Wirtschaftsleistung um gut vier Prozent unter dem Vorkrisenniveau liegen - und damit auf dem Stand des Frühjahrs 2016. "Der Einbruch der Wirtschaft im Jahr 2020 wird zwar geringfügig niedriger als nach der Finanzkrise 2009 ausfallen", sagt HRI-Präsident Bert Rürup. Doch solange die Pandemie nicht wirklich überwunden sei, werde die Erholung nicht so gradlinig sein wie damals, sondern "eher waschbrettartig" verlaufen: "Wir werden uns auf ein Go-and-stop einstellen müssen." Das HRI rechnet damit, dass die wirtschaftliche Gesamtleistung im Jahr 2020 um 5,6 Prozent eingebrochen ist. Im neuen Jahr dürfte sie um 3,3 Prozent und 2022 um zwei Prozent wachsen. (Handelsblatt)
UNTERNEHMENSTEUER - Deutschland wird für Unternehmen zu einem Hochsteuerland. Nach einer Erhebung der Beratungsgesellschaft Ernst & Young für die FAZ addieren sich Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer auf durchschnittlich 31 Prozent. Die allermeisten Länder liegen darunter. (FAZ)
EIB - Der Chef der Europäischen Investitionsbank (EIB), Werner Hoyer, warnt vor dem wirtschaftlichen und strategischen Bedeutungsverlust Europas. "Wir holen nicht auf, wir fallen zurück", sagte er in einem Interview. Der Hausbanker der EU fordert einen Binnenmarkt für Digitalisierung und Gesundheit. (Handelsblatt)
ZINSEN - Trotz der ultralaxen Geldpolitik im Euroraum können die Staaten laut Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nicht auf Dauer mit Niedrigzinsen rechnen. "Die Politik hat ja in dieser Krise im Großen und Ganzen richtig gehandelt. Sie sollte sich nur nicht darauf verlassen, dass die Notenbanken die Zinsen für immer niedrig halten werden", sagte er der Rheinischen Post. Wenn der Preisausblick es erfordere, müsse auch die Zinswende kommen, betonte Weidmann. (Rheinische Post)
OPEN SKIES - Nach dem Rückzug der USA droht nun Russland nach SZ-Informationen mit der Kündigung des "Open Skies"-Abkommens. Der seit 1992 geltende Vertrag erlaubt Nato-Staaten unbewaffnete Überwachungsflüge über Russland und Belarus, die ihrerseits Nato-Staaten beobachten dürfen. Das soll Transparenz über Truppenstärken, Stationierungsorte und das Einhalten von Abrüstungsverträgen garantieren. (SZ)
AUTOBAHN - Seit dem Jahreswechsel verantwortet eine GmbH des Bundes die Autobahnen. Doch das IT-System funktioniert nicht, und überhöhte Gehälter bringen Unruhe. (Handelsblatt)
CDU - Knapp zwei Wochen vor der Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden beginnt eine Debatte darüber, ob der Kanzlerkandidat der Union tatsächlich Parteichef sein muss. Dadurch weitet sich der Kreis der möglichen Kandidaten. Bisher galt es als sicher, dass entweder CSU-Chef Markus Söder oder der neue CDU-Vorsitzende die Unionsparteien in die Bundestagswahl führen wird. Man könne ja schlecht einen neuen CDU-Chef wählen und kurz darauf einen anderen Christdemokraten zum Kanzlerkandidaten küren, hieß es in der CDU-Spitze. Doch diese Einschätzung scheint sich jetzt zu ändern. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus sagte der Süddeutschen Zeitung auf die Frage, ob auch jemand anderer als der CDU- oder der CSU-Chef Kanzlerkandidat werden könne: "Ja. Es gibt mehrere Personen in der Union, denen ich diese Aufgabe zutrauen würde." Auf dem CDU-Parteitag werde lediglich über einen neuen Vorsitzenden abgestimmt - "und über sonst nichts". Wenn sich diese Haltung durchsetzt, könnte auch Jens Spahn Kanzlerkandidat werden. Der Gesundheitsminister liegt in den Umfragen deutlich vor den drei Bewerbern für den CDU-Vorsitz. Zu seinen eigenen Ambitionen wollte sich Brinkhaus nicht äußern. (SZ/FAZ)
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January 04, 2021 00:24 ET (05:24 GMT)
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