
DJ Weidmann: Daten und Stimmungsindikatoren überraschend günstig
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Verschärfung des Lockdown ab Mitte Dezember hat die Meinung der Bundesbank zu den Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft nach den Worten ihres Präsidenten Jens Weidmann nicht grundlegend geändert. Deshalb stellt die Bundesbank ihre im November erstellte Prognose nicht grundsätzlich in Frage.
In einer Rede vor der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag sagte Weidmann, die Ende November abgeschlossene BIP-Prognose habe die jüngste Verschärfung und Verlängerung der Eindämmungsmaßnahmen nicht im aktuellen Ausmaß berücksichtigt, doch stünden dem ungünstigeren Pandemiegeschehen überraschend günstige Konjunkturdaten für November und Stimmungsindikatoren für Dezember gegenüber.
Die Bundesbank hatte im November für das Winterhalbjahr 2020/2021 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1 Prozent unterstellt. "Ein Einbruch wie im vergangenen Frühjahr ist jedenfalls aus heutiger Sicht nicht zu erwarten", sagte Weidmann. Die Maßnahmen schränkten das wirtschaftliche Leben weniger stark ein als damals, und die Unternehmen hätten gelernt, besser mit der Situation umzugehen.
"Im Unterschied zum Frühjahr dürfte die Industrie die Wirtschaftsentwicklung stützen", sagte Weidmann. So sei die Industrie von den aktuellen Maßnahmen kaum betroffen, und die ausländische Nachfrage nach deutschen Produkten zeige sich bislang robust. Zudem spreche vieles dafür, dass sich das öffentliche und wirtschaftliche Leben im Laufe dieses Jahres schrittweise normalisiert, wohinter vor allem die Aussicht auf medizinische Fortschritte durch eine breitflächige Impfung stehe.
"Deswegen stellen unsere Volkswirte ihre Dezember-Prognose derzeit nicht grundsätzlich infrage", sagte der Bundesbank-Präsident. Dieser Prognose zufolge könnte die deutsche Wirtschaft 2021 um 3 Prozent wachsen und 2022 Jahr um 4-1/2 Prozent. "Damit würde sie ihr Vorkrisenniveau Anfang 2022 wieder erreichen und langfristig nur geringen Schaden nehmen."
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January 07, 2021 08:35 ET (13:35 GMT)
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