DJ Handelspräsidenten senden Hilferuf an Merkel und Länderchefs
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Präsidenten des Handelsverbandes Deutschland (HDE) sowie der Landes- und Bundesfachverbände haben in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten nach Angaben des HDE "in aller Deutlichkeit" moniert, dass die versprochenen Hilfsleistungen nicht bei den Handelsunternehmen ankommen. "Der von den Schließungen betroffene Einzelhandel sieht sich deshalb ohne Zukunftsperspektive und in akuter Existenzgefahr", erklärte der Verband.
In dem Schreiben an Merkel heißt es, dem Handel sei "sehr bewusst, dass das hohe Niveau der Infektionszahlen zu weiteren Entscheidungen zwingt", insbesondere mit der Verlängerung des Lockdowns, um die Frequenzen in den Innenstädten und im öffentlichen Nahverkehr zu senken. "Der von der Schließung betroffene Einzelhandel steht jedoch vor dem akuten Verlust seiner Existenz", erklären die Verbandspräsidenten. "Unsere Kaufleute sind tief enttäuscht und können nicht nachvollziehen, dass die versprochenen Hilfeleistungen nicht ankommen."
Mit der vollständigen Geschäftsschließung erbringe der Einzelhandel in dieser schwierigen Zeit der Pandemie "ein Sonderopfer für die gesamte Gesellschaft" und erhalte aus den Hilfsprogrammen keine oder nur eine sehr geringe Kompensation. Erschwerend komme hinzu, dass zurzeit keine Perspektive für das Wiedereröffnen der Geschäfte aufgezeigt werde.
In breiten Teilen des Handels schwinde daher die Akzeptanz für die politischen Entscheidungen. "Wir erleben mit großer Sorge, dass sich aus Verzweiflung Initiativen bilden, die trotz Schließungsverfügung Lokale und Geschäfte öffnen, ihre Anliegen über Kettenbriefe mit großer Reichweite transportieren und zu massiven Protestaktionen aufrufen wollen", schreiben die Verbandschefs.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) kündige "vollmundig und ohne Unterlass" Milliarden Staatshilfen an - ohne Wirkung für den Einzelhandel. "Eindringlich bitten wir Sie darauf hinzuwirken, dass Vizekanzler Scholz für die Bundesregierung das Wort einlöst und die Finanzhilfen unkompliziert, schnell und auch tatsächlich im Handel ankommen", so die Handelspräsidenten in dem Brief an Merkel.
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January 07, 2021 09:14 ET (14:14 GMT)
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