
DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Robert-Koch-Institut fordert noch schärferen Lockdown als bisher
Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist angesichts der derzeitigen Infektionslage für eine Verschärfung des bisherigen Lockdowns in Deutschland. RKI-Epidemiologe Dirk Brockmann sagte in Berlin, es sei eine "totale Konsensaussage" aller Modellberechnungen, dass die Maßnahmen weiter verschärft werden müssten, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Auch RKI-Präsident Lothar Wieler befürwortete eine Verschärfung als "Option".
RKI-Präsident Wieler: Einhaltung von Schutzmaßnahmen "wichtiger denn je"
Die Einhaltung der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland ist nach Einschätzung des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, derzeit "wichtiger denn je". Es sei noch nicht abschätzbar, wie sich die auch in Deutschland aufgetretenen Mutationen des Coronavirus verbreiten, sagte Wieler in Berlin. "Es besteht also die Möglichkeit, dass sich die Lage noch verschlimmert."
Kretschmann will Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin vorziehen
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will, dass sich die Regierungschefs der Bundesländer schon in der kommenden Woche erneut mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über neue Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie beraten. Er werde sich bei Merkel dafür einsetzen, "damit wir früher entscheiden können, welche Maßnahmen wir verschärfen und welche lockern können", sagte Kretschmann in Stuttgart vor Journalisten. Ein virtuelles Treffen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin ist bisher für den 25. Januar vorgesehen.
Corona-Pandemie lässt deutsches BIP 2020 um 5 Prozent sinken
Die Corona-Pandemie und die gegen sie ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen haben die Wirtschaftsleistung Deutschlands 2020 massiv sinken lassen - allerdings nicht so stark wie in der Finanzkrise 2009. Nach vorläufiger Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) ging das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,0 Prozent zurück, nachdem es 2019 um 0,6 Prozent gestiegen war. Bereinigt um die Zahl der Arbeitstage betrug das Minus 5,3 (plus 0,6) Prozent. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten leicht stärkere Rückgänge von 5,1 und 5,4 Prozent prognostiziert.
Destatis unterstellt für viertes Quartal BIP-Stagnation
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat bei der Berechnung der Wirtschaftsleistung für das Gesamtjahr 2020 für das vierte Quartal ein gegenüber dem Vorquartal unverändertes Bruttoinlandsprodukt (BIP) unterstellt. Albert Braakmann, Leiter der Abteilung "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Preise", sagte in der Pressekonferenz zur Vorstellung des BIP, dieses habe im vierten Quartal "in etwa stagniert".
Bundesregierung: Wirtschaftsleistung stagniert im Schlussquartal
Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet infolge des seit November weiter verschärften Lockdowns eine stockende Entwicklung im Schlussquartal 2020. Die Wirtschaftsleistung werde nach einer kräftigen Erholung im dritten Quartal von 8,5 Prozent im Schlussquartal "lediglich stagnieren", erklärte das Ministerium in seinem Monatsbericht.
Ifo-Institut: Wirtschaftsleistung schrumpft zum Jahresende 2020 leicht
Der im November in Kraft getretene Shutdown hinterlässt nach Berechnungen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung seine Spuren in der deutschen Konjunktur. Das Institut rechnet mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent im letzten Quartal 2020, wie es in München mitteilte.
IfW: BIP-Stagnation im vierten Quartal zu erwarten
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet nach dem für 2020 gemeldeten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,0 Prozent mit einer Stagnation im vierten Quartal. "Rein rechnerisch ergibt sich aus dem Jahreswert des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das vierte Quartal in saison- und kalenderbereinigter Rechnung eine Stagnation", sagte Konjunkturchef Stefan Kooths. Das sei eine vorläufige Schätzung, da die vorangegangenen Quartalswerte Revisionen unterliegen können und auch das Schlussquartal noch nicht final abgerechnet sei.
IMK: Rezessionsrisiko sinkt trotz Verlängerung des Teil-Lockdowns
Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit erneut in eine Rezession gerät, ist trotz der aktuellen Verlängerung und teilweisen Verschärfung des Teil-Lockdowns gesunken. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. In der Drei-Monats-Prognose für Januar bis Ende März zeige der Indikator eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 10,4 Prozent an - nach 20,9 Prozent im Dezember.
OECD-Frühindikator zeigt gemischtes Wachstumsbild
Der Frühindikator der OECD weist auf eine weitere Konjunkturerholung von der Corona-Krise in den meisten großen Volkswirtschaften hin, auch wenn die Dynamik des Wachstums variiert. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitteilte, stieg der Indikator im Dezember um 0,19 Prozent auf 99,5 Punkte. Im November und Oktober hatte der Index um jeweils 0,17 Prozent zugelegt.
Opec: Ölnachfrage bleibt 2021 unter Vorkrisenniveau
Die globale Nachfrage nach Öl wird nach Einschätzung der Opec im ersten Quartal 2021 aufgrund der anhaltenden Corona-Beschränkungen und der steigenden Infektionen gedämpft bleiben. In ihrem Monatsbericht hielt die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) an ihrer Prognose fest, dass die weltweite Ölnachfrage im Jahr 2021 nicht wieder das Niveau erreichen wird, das vor dem Ausbruch der Pandemie herrschte.
Bundestag macht Weg für ausgeweitetes Kinderkrankengeld frei
Der Bundestag hat den Weg für das ausgeweitete Kinderkrankengeld in Pandemiezeiten frei gemacht. Das Parlament billigte das neue Gesetz, demzufolge gesetzlich versicherte Eltern in diesem Jahr 20 statt zehn Tage Kinderkrankengeld pro Kind und Elternteil beantragen können. Der Anspruch soll auch für die pandemiebedingte Kinderbetreuung zu Hause gelten, etwa bei Schulschließungen.
Bundestag stimmt strengeren digitalen Wettbewerbsregeln zu
Der Bundestag hat schärferen Wettbewerbsregeln zugestimmt, mit denen die Marktmacht von Digitalkonzernen wie Amazon, Google oder Facebook beschränkt werden soll. Dazu wurde die von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgelegte Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB-Digitalisierungsgesetz) beschlossen. Es sieht unter anderem mehr Befugnisse für die Kartellbehörden und Erleichterungen bei der Fusionskontrolle vor.
Altmaier will deutsches Klimaziel 2030 auf 60 Prozent anheben
Bei der Umsetzung des höheren EU-Klimaziels bis 2030 in Deutschland deutet sich ein Konflikt zwischen Union und SPD an. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte beim Energiegipfel des Handelsblatts, er unterstütze die CSU-Forderung nach einer Treibhausgasminderung um 60 Prozent bis 2030 "nachdrücklich und eindeutig". Am Mittwoch hatte sich Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) indes für eine Reduktion um 65 Prozent ausgesprochen.
FDP kritisiert Schweriner Klimastiftung als "Gazprom-Stiftung"
Die FDP hat die vom Land Mecklenburg-Vorpommern gegründete Klimastiftung für den Weiterbau der Ostseepipeline Nord Stream 2 scharf kritisiert und einen vorläufigen Stopp des deutsch-russischen Gasprojekts gefordert. "Faktisch ist es eine Gazprom-Stiftung", sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Alexander Graf Lambsdorff, im Deutschlandfunk. "99 Prozent des Textes der Satzung drehen sich zwar um Klima und Umweltschutz, aber 99 Prozent des Geldes kommen direkt von der Nord Stream 2 AG, die ja Gazprom gehört."
Brexit könnte britische Exporteure 25 Milliarden Pfund kosten
Britische Exporteure könnten laut einer Studie nach dem Brexit im Jahr 2021 Umsatzeinbußen zwischen 12 und 25 Milliarden Pfund oder 13,5 bis 27,3 Milliarden Euro erleiden. Gründe dafür sind laut der Studie des Kreditversicherers Euler Hermes eine schwache Nachfrage, zunehmende Bürokratie und die Abwertung des britischen Pfunds. Die Sektoren Mineral- und Metallprodukte, Maschinen und Elektrogeräte, Transportausrüstung, Chemikalien und Textilien dürften am stärksten betroffen sein.
DJG/DJN/AFP/apo
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January 14, 2021 07:30 ET (12:30 GMT)
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