Da die faktische Übernahme der Präsidentschaft durch Biden nicht infrage steht, dürfte das Thema möglicher politischer Turbulenzen an den Kapitalmärkten kaum für Bewegung sorgen. Für die Börsen ist kurzfristig die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie und die Vorgehensweise der Regierungen zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung besonders relevant. Sowohl in den USA als auch in Europa steigen die Fallzahlen nach wie vor und in vielen Regionen werden die bestehenden Shutdown-Maßnahmen verlängert und/oder verschärft. Dabei bereitet derzeit insbesondere die Ausbreitung mutierter Viren Sorgen. Selbst aus China wurden zuletzt vermehrt neue Infektionsherde berichtet, die bisher allerdings in gewohnt rigoroser Manier eingedämmt werden.
In China hat die wirtschaftliche Dynamik die Vorkrisenniveaus mittlerweile deutlich überschritten. So lag die Industrieproduktion schon im November sieben Prozent, die Anlageinvestitionen 2,6% und die Einzelhandelsumsätze fünf Prozent über dem jeweiligen Niveau des Vorjahres. Auch das Welthandelsvolumen hat das Niveau von Ende 2019 bereits wieder erreicht. China ist damit die Konjunkturlokomotive für die Weltwirtschaft und es bleibt zu hoffen, dass das Land von erneuten größeren Corona-Wellen verschont bleibt.
Wirtschaftlich leidet in Europa vor allem der personennahe, soziale Konsum sowie der stationäre Einzelhandel unter den aktuellen Einschränkungen. Die Industrie hingegen profitiert von der wieder erstarkten Exportnachfrage aus China, u.a. nach Maschinen, Anlagen, Fahrzeugen und anderen konjunktursensitiven Produkten. Zudem sichern derzeit offene Grenzen und intakte Lieferketten - anders als im Frühjahr - die industrielle Produktion ab. Erkennbar ist dies in Deutschland am ifo-Geschäftsklimaindex, der für das Verarbeitende Gewerbe eine Unternehmensstimmung auf Zweijahreshoch anzeigt. Die deutsche Industrie könnte somit eine seit Mitte 2018 anhaltende Phase sinkender Produktion beenden und zieht derzeit auch den industriellen Großhandel und bestimmte Logistikdienstleister mit nach oben. Sollten jedoch künftige Shutdown-Maßnahmen dafür sorgen, dass die industrielle Produktion eingeschränkt werden muss, müssten die aktuellen volkswirtschaftlichen Projektionen und wohl auch die Erwartungen an die Unternehmensgewinne in vielen Fällen adjustiert werden.
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