DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
MOBILFUNK - Die Bundesregierung stellt zwei Milliarden Euro für die Förderung des offenen Netzstandards Open RAN bereit. Er soll unter anderem helfen, Netzbetreiber weniger abhängig von Ausrüstern wie Huawei aus China zu machen. Dem Handelsblatt liegt ein vertrauliches Strategiepapier vor, das aufschlüsselt, wie die Fördergelder zwischen den zuständigen Ministerien verteilt werden sollen. Es gehe um "zukünftigen Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland und Europa", heißt es in dem gemeinsamen Plan von Forschungs-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Innenministerium. (Handelsblatt/FAZ)
NORD STREAM 2 - Das Ringen um die 10 Milliarde Euro schwere Gas-Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee geht in die nächste Runde. Die USA haben den Druck auf das Projekt des russischen Gazprom-Konzerns, zu dessen Finanzierung auch fünf westliche Energiekonzerne wie Uniper und Wintershall mit je 1 Milliarde Euro beitragen, erhöht - mit neuen Sanktionen gegen das Pipeline-Verlegeschiff Fortuna und seinen russischen Eigentümer KVT-Rus. Westliche Unternehmen wie der Versicherer Zurich, die norwegische Zertifizierungsgesellschaft Det Norske Veritas Holding und der Industriedienstleister Bilfinger haben bereits Abstand von dem umkämpften Bauprojekt genommen. Die neuen Sanktionen kommen wenige Tage, bevor die Arbeiten an den verbliebenen 160 von 1.230 Kilometern Pipeline in dänischen Gewässern beginnen sollen. (Börsen-Zeitung)
HANDEL USA/EU - Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, hält einen Neustart der internationalen Handelsbeziehungen unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden für denkbar. "Wenn es wirklich gut läuft, dann ist ein Neustart in den Handelsbeziehungen mit einem neuen Handelsabkommen jenseits von Chlorhühnchen und Schiedsgerichten möglich", sagte Feld der Rheinischen Post. "Darin ließe sich eine grundsätzliche Vereinbarung für einen EU-USA-Klimaclub einfügen, der Standards für die Welt setzt", schlug der Vorsitzende des Wirtschafts-Sachverständigenrats der Bundesregierung vor. "Der Amtswechsel stimmt vorsichtig optimistisch. Zwar ist die Demokratische Partei nicht als Freihändler bekannt. Aber die Konflikte zwischen den USA und Europa dürften doch abnehmen, der Ton wird weniger rau sein, eine Rückkehr zum Multilateralismus darf erwartet werden", sagte Feld. (Rheinischen Post)
MASKEN - Im öffentlichen Nahverkehr, beim Einkaufen und auch im Gottesdienst müssen in Deutschland künftig besser schützende Masken getragen werden. Mit den neuen Auflagen der Bundesländer für Gesichtsmasken wird die Nachfrage nach OP- und FFP2-Masken steigen. Hersteller wie Drägerwerk oder auch 3M weiten ihre Kapazitäten bereits deutlich aus. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Kapazitäten der Unternehmen nicht ausreichen, um den aktuellen Bedarf auch der Endverbraucher zu bedienen. Denn der allergrößte Teil der Produktion geht nach wie vor dorthin, wo die Masken am dringendsten gebraucht werden: ins Gesundheitswesen. (Handelsblatt)
SCHULEN - Nach einer hitzigen Debatte haben sich die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten darauf verständigt, dass Kitas und die Schulen bis zum 14. Februar bundesweit "grundsätzlich geschlossen bleiben sollen". Einige Länderchefs wollen jedoch von dem Beschluss abweichen und weiterhin ein gewisses Maß an Präsenzunterricht ermöglichen. Jetzt meldet sich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in der Debatte zu Wort. Der CDU-Politiker zeigt Verständnis für die Forderung nach Schulöffnungen in der Coronakrise. "Ich verstehe jeden, der für offene Bildungseinrichtungen kämpft", sagte er im Interview mit dem Handelsblatt. Schäuble wies darauf hin, dass vor allem Kitas und Grundschulen eine wichtige Funktion hätten, die weit über das Vermitteln von Lerninhalten hinausgehe und nicht durch digitalen Unterricht ersetzt werden könne. "Das gilt gerade für Familien, die in einer sozial schwierigen Lage sind, oder auch für Familien mit Migrationshintergrund. Die Schulen leisten einen riesigen Beitrag zur Integration." Dies müsse bei all diesen Entscheidungen mitbedacht werden. (Handelsblatt)
LOCKDOWN/BILDUNG - Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, kritisiert den anhaltenden Lockdown der Schulen: "Hier droht uns ein Bildungs-Desaster. Deutschland hängt die Kinder aus bildungsfernen Haushalten ab, der wochenlange Distanzunterricht verschärft die sozialen Gegensätze weiter", sagte Hüther der Rheinischen Post. "Schulöffnungen sind vor allem eine Gerechtigkeitsfrage. Man hätte die Grundschulen zum 1. Februar wieder öffnen und für die weiterführenden Schulen Wechselunterricht einführen müssen." (Rheinische Post)
EIB - Fast die Hälfte der Unternehmen in der EU streichen wegen der Corona-Krise Investitionen. Nur sechs Prozent rechnen mit höheren Investitionen. Das sind Ergebnisse einer Studie der Europäischen Investitionsbank (EIB), die an diesem Donnerstag veröffentlicht wird. Grundlage ist unter anderem eine Umfrage unter 12.500 Firmen vom vorigen Sommer. EIB-Präsident Werner Hoyer präsentierte einige Resultate schon am Mittwoch, bei der Bilanzvorstellung der EU-Förderbank. "Die riesige Delle, die das Coronavirus in die Investitionspläne drückt, sollte uns Sorgen machen", sagte der frühere FDP-Minister Hoyer, der seit 2012 das Luxemburger Geldhaus leitet. "Europa läuft Gefahr, im globalen Wettbewerb an Boden zu verlieren." (SZ)
KONJUNKTUR - Die deutsche Wirtschaft wird durch die Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar nur leichte Verluste erleiden. "Der Konjunktureffekt dürfte nicht sehr groß sein", erwartet etwa der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld. Am stärksten hat die Wirtschaft nach seinen Aussagen die Schließung des Einzelhandels und der Schulen seit Dezember getroffen. Die am Dienstag beschlossene Verlängerung falle nur leicht ins Gewicht. Vom Handelsblatt befragte Konjunkturexperten erwarten zumeist, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um ein bis zwei Prozent schrumpfen wird. Das Ifo-Institut allerdings hält selbst diese Erwartung für zu pessimistisch und erwartet Stagnation im ersten und ein Wachstum um drei Prozent im zweiten Quartal 2021. Bei dieser Schätzung nimmt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser an, dass die beschlossenen Maßnahmen bis März wieder rückgängig gemacht werden. "In der Industrie und den industrienahen Dienstleistungen scheint der Lockdown bislang keine Auswirkungen zu haben", so Wollmershäuser. Solange das so bleibt, droht nach Meinung der Ökonomen keine Rezession. (Handelsblatt)
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January 21, 2021 00:18 ET (05:18 GMT)
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