DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
HALBLEITER - Die Engpässe bei Halbleitern, die zu Kurzarbeit in einigen Autofabriken führen, treffen auch andere Branchen im Südwesten hart. Das hat eine Umfrage ergeben. "Trotz langfristiger Planung leben wir bei manchen elektronischen Bauteilen quasi von der Hand in den Mund", heißt es etwa beim Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg. "Ungeplant stark steigende Bedarfe in unserem Haus können derzeit nur mit enormer Anstrengung abgebildet werden", sagt ein Sprecher von EBM-Papst. Dies ist nicht das einzige Problem. "Aktuell liegt die Herausforderung in den Frachtkapazitäten", sagt Thomas Schrott, Chef der Würth-Elektronik-Eisos-Gruppe. Die Frachtpreise seien explodiert. (Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten)
IMPFUNG - Der Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astrazeneca ist nach derzeitiger Einschätzung in der Bundesregierung nicht für ältere Risikogruppen geeignet. Nach Informationen des Handelsblatts aus Koalitionskreisen wird bei dem Vakzin nur mit einer Wirksamkeit von acht Prozent bei den über 65-Jährigen gerechnet. Das Bundesgesundheitsministerium prüft bereits, ob die nach Alter gestaffelte Impfreihenfolge angepasst werden muss. Für den Impfplan der Regierung bedeuten die Hinweise auf eine geringe Schutzwirkung des Astra-Zeneca-Vakzins bei Senioren, dass gerade in der Altersgruppe der 65- bis 75-Jährigen mehrere Millionen eingeplante Dosen fehlen könnten. (Handelsblatt)
IMPFSTOFFFIRMEN - Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) warnt vor möglichen Cyberattacken Nordkoreas auf deutsche Impfstoff-Firmen. "Aktuelle Erkenntnisse zeigen beispielsweise, dass Nordkorea bislang auf den Rüstungsbereich ausgerichtete Cyberaktivitäten nunmehr auf den Bereich Biotechnologie und hier besonders auf die Impfstoffentwicklung und -herstellung fokussiert", heißt es in einer Lageeinschätzung der Behörde mit der Überschrift "Multiple Risiken für deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden im Kontext der Corona-Pandemie". Der Verfassungsschutz spricht insgesamt von einer "dynamischen Entwicklung der Gefährdungslage", die weiterhin ein "agiles und behördenübergreifendes Handeln" erforderlich mache. Die Kurzanalyse des Inlandsgeheimdienstes liegt dem Handelsblatt vor. (Handelsblatt)
CORONA - Neben Virologen fordern auch einige Ökonomen, Corona mit einem noch härteren Lockdown auszumerzen. Doch die Psychologie könnte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. (FAZ)
SCHULDENBREMSE - Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat angesichts der finanziellen Belastungen infolge der Coronakrise gefordert, die Schuldenbremse für einen längeren Zeitraum auszusetzen. "Die Schuldenbremse ist in den kommenden Jahren auch bei ansonsten strenger Ausgabendisziplin nicht einzuhalten", schreibt Braun in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt. Gleichzeitig spricht sich Braun dagegen aus, in den kommenden Jahren weiter wie 2020 und 2021 die Ausnahme für Naturkatastrophen zu nutzen. Das würde ein "Tor zur dauerhaften Aufweichung der Schuldenregel" öffnen. Denn es sei "völlig unklar", wie lange die Pandemie eine Ausnahme begründe. Stattdessen schlägt Braun eine Grundgesetzänderung vor, die "begrenzt für die kommenden Jahre einen verlässlichen degressiven Korridor für die Neuverschuldung vorsieht und ein klares Datum für die Rückkehr zur Einhaltung der Schuldenregel vorschreibt". Der so gewonnene Verschuldungsspielraum soll ermöglichen, finanzielle Zusatzbelastungen von Bürgern und Unternehmen zu verhindern. Braun: "Um eine schnelle Erholung und einen verlässlichen Rahmen für Investitionen zu haben, ist es sinnvoll, die Sozialabgaben bis Ende 2023 zu stabilisieren und auch auf Steuererhöhungen zu verzichten." (Handelsblatt)
KRISENMANAGEMENT - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in einer internen Videokonferenz mit den Fraktionsvorsitzenden der Union in Bund und Ländern scharfe Kritik am Management der Corona-Krise geübt. Wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf Teilnehmerkreise berichtet, sagte Merkel in der Besprechung am Sonntag: "Uns ist das Ding entglitten. Wir müssen noch strenger werden, sonst sind wir in 14 Tagen wieder da, wo wir waren." Merkel betonte laut Bild: "Wir leben durch die Mutationen auf einem Pulverfass." Sie beklagte sich in der Runde unter anderem über die Arbeit der Gesundheitsämter. "Die Ämter wurden im November verpflichtet zur Einführung einer einheitlichen Software. Aber nur ein Drittel sind bisher an das System angebunden. Es gibt viele Ausreden." Auch die Reiselust der Deutschen missfällt Merkel: "Man kann nur Reisen unattraktiv unangenehm machen, etwa durch Quarantäne." (Bild)
USA - Kurz vor den Präsidentschaftswahlen bekräftigte Joe Biden eines seiner zentralen Bekenntnisse: "Ich glaube keine Sekunde daran, dass das produzierende Gewerbe in den USA der Vergangenheit angehört." Er traf damit einen Nerv in einer Branche, die von Donald Trump zuletzt enttäuscht worden war. Zwar stiegen die Jobzahlen zunächst dank Steuersenkungen und Deregulierung. Dann aber erwischte der von Trump entfachte Handelskrieg den Sektor, und die Pandemie gab ihm den Rest. Derzeit gibt es eine halbe Million weniger Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe als im Vorjahr. Jetzt will Biden die Kehrtwende schaffen - und setzt dabei auf Protektionismus, wenn auch in weniger rabiater Form als sein Vorgänger Trump. Der Grundgedanke des Biden-Plans ist, die Kaufkraft der Regierung zu nutzen, um einheimische Produzenten gegenüber ausländischen Rivalen zu bevorzugen. Deshalb der Name des Programms: "Buy American". (Handelsblatt)
BANKEN - Wenn die deutschen Banken nicht auf die Kostenbremse treten, werden sie nach Berechnungen von Moody's bis 2024 auf breiter Front Verluste schreiben. Für einen Umbau der Geschäftsmodelle fehle ihnen die Zeit. (Börsen-Zeitung)
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January 26, 2021 00:21 ET (05:21 GMT)
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